Stimmen Sie ab!:Tierschutz total

Umweltaktivisten wollen Obama mit einem "humanen Fliegenfänger" ausrüsten, eine Busfahrerin risikiert ihren Job für eine Kröte. Wie weit soll Tierschutz gehen?

Berit Uhlmann

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Fliegenklappe, Peta

Quelle: SZ

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Pandabären und Robbenbabys wollen alle retten. Aber wie viel Schutz verdienen nervende, unansehnliche oder gefährliche Tiere? Helfen Sie uns, das zu entscheiden und stimmen Sie ab.

Präsidiale Fliegenfalle

Das jüngste Kapitel absonderlicher Aktionen schlugen Tierschützer auf, als US-Präsident Barack Obama eine Fliege vor laufender Kampera tötete: Die Tierschutzorgansiation Peta verlangt nun, dass der Präsident für derartige Fälle künftig eine "humane Insektenfalle" bei sich trägt. Mit dem Gerät inklusive etwas Übung kann er Fliegen und Käfer schonend einsammeln und ins Freie transportieren.

"Wir unterstützen Mitgefühl auch für die merkwürdigsten, kleinsten und am wenigsten sympathischen Tiere", begündete die Organisation ihre Forderung. Kann man dagegen etwas einwenden?

(Foto: Peta)

Kröten, dpa

Quelle: SZ

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Die Heldin der Kröten

Christina Pommerel war Busfahrerin in Regensburg. Als sie im März 2009 mit vollem Bus und 20 Minuten Verspätung unterwegs war, erblickte sie eine Kröte vor sich auf der Straße. Frau Pommerel hielt ihren Bus an und transportierte das Tier eigenhändig in das Gebüsch am Straßenrand.

Die Fahrgäste waren über die weitere Verzögerung dermaßen erbost, dass sie sich bei der Busgesellschaft beschwerten, die daraufhin die Tierfreundin feuerte. Die Entlassene bereute ihre Tat dennoch nicht. Möglicherweise weiß sie, dass jährlich Tausende Kröten auf ihrer Wanderung überfahren werden oder sterben, weil sie in Keller oder Gullys fallen.

Die Organisation Peta jedenfalls nominierte die Busfahrerin für den Titel "Tierischste Heldin des Jahres". Zu Recht?

(Foto: dpa)

Krähen, dpa

Quelle: SZ

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Krähen-Schlager

Im bayerischen Gersthofen sprachen die Einwohner bereits von "Vogelterror". Dutzende Saatkrähen in den Bäumen eines städtischen Parks krächzten, was die Kehlen hergaben und ließen den Kot nur so von den Parkbäumen kleckern.

Während Krähen in Landwirtschaftsgebieten häufig getötet oder mit roher Gewalt vertrieben werden und daher in einigen Ländern bereits als gefährdet gelten, machten sich die Gersthofener lange Gedanken um eine sanfte Lösung.

Ein städtischer Angestellter meinte sich schließlich an einen Bericht zu erinnern, wonach Musik Krähen zur Aufgabe ihres Reviers bewegen könne uns so wurden eigens die "Gersthofer Blasharmoniker" engagiert, um unter den Krähenbäumen Schlagermusik zu spielen. Die Krähen hörten interessiert zu - und blieben. War es trotzdem einen Versuch wert?

(Foto: dpa)

Krähe, Reuters

Quelle: SZ

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Bienen-Wehr

Einen anderen Weg mit dem Krähen-Problem umzugehen, ersann man in Tokio, obwohl sich die Krähen dort selbst bei Tierfreunden unbeliebt gemacht haben dürfen. Denn die schwarzen Vögel attackieren immer wieder die Nester von Seeschwalben und rauben mit einer Aggressivität Eier und Jungvögel, die selbst Ornithologen erstaunte.

Die Stadt brachte daraufhin 20.000 Bienen gegen die Krähen in Stellung. Die Insekten greifen, wenn sie sich bedroht fühlen, bevorzugt Tiere mit dunklem Fell oder Gefieder an, während sie hell aussehende Tiere, wie die Seeschwalben, verschonen. Eine gute Idee?

(Foto: Reuters)

Lonesome George, AFP

Quelle: SZ

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Weltweite Brautsuche

Fast 17.000 Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht, aber um kaum eine von ihnen hat man sich so bemüht wie um dieses eine Tier: "Lonesome George" ist eine Riesenschildkröte von einer Galapagos-Insel und der Letzte seiner Art.

Seit 30 Jahren versuchen Wissenschaftler und Tierschützer sein Aussterben zu verhindern. Sie nahmen Genproben von Tausenden Schildkröten, um vielleicht doch noch ein Weibchen seiner Art zu finden. 10.000 Dollar Finderlohn wurden ausgesetzt und weltweit in Zoos und Sammlungen nach einem genetisch passenden Paarungspartner gefahndet.

Zwei weibliche Schildkröten einer verwandten Art wurden zu George ins Gehege gehievt und als er kein Interesse zeigte, ließ ihm eine Schweizer Praktikantin vier Monate lang eine spezielle Streicheltherapie zukommen. Nachdem auch diese ihn nicht auf Touren brachte, andererseits eine Studie ergeben hatte, dass übergewichtige Männer weniger Spermien produzieren als schlankere, probierte man es mit einer Diät bei der Schildröte. George aber bleibt bei seinen genau zwei Interessen: Fressen und Schlafen. Ist die Mühe für ein einzelnes Tier gerechtfertigt?

(Foto: AFP)

Bachneunauge, Reuters

Quelle: SZ

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Fisch stoppt Flughafen

15 Zentimeter groß, hockt das Bachneunauge sein Leben lang auf dem Boden von Gewässern, sieht nichts, wird selten gesehen und besitzt doch erstaunliche Macht.

Der Fisch gehört zu den gefährdeten Tieren und wurde für den Flughafen Münster/Osnabrück zum Problem, als eine neue Landebahn gebaut werden sollte: Einige Exemplare lebten in einem Flüsslein im geplanten Baugebiet.

Nach langem Streit setzten Tierschützer durch, dass der Fluss durch eine aufwändige Konstruktion überbrückt wurde. Man gab zehn Millionen Euro aus, damit das Bachneunauge weiter ungestört auf dem Boden seines Flüsschen sitzen kann. Angemessen?

(Foto: Reuters)

Meerschweinchen, ddp

Quelle: SZ

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Meerschwein-Dekret

Die Schweizer haben die "Würde der Kreatur" in ihre Verfassung aufgenommen und sich selbst eine Tierschutzverordnung gebastelt, die so weit geht wie nirgendwo sonst in der Welt.

"Achtung und Respekt schulden wir auch kleinen Tieren", heißt es darin und so ist beispielsweise vorgeschrieben, dass Meerschweinchen nicht nur etwas zu Fressen, sondern auch etwas zu Nagen bekommen müssen.

Vor allen Dingen ist per Gesetzeskraft geregelt, dass Meerschweinchen niemals allein sein dürfen. Mindestens ein Artgenosse muss mit ins Gehege, denn schließlich sind Meerschweinchen gesellig. Brauchen auch wir solche Gesetze?

(Foto: ddp)

Grizzly, AFP

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"Eau d'Aas"

Verwesende Fische und Rinderblut, ein Jahr lang gereift und gerührt - das ist "Eau d'Aas", ein Duftstoff, der Grizzlybären betört. Eine US-amerikanische Ökologin nahm es auf sich, 750 Liter davon anzusetzen, und das stinkende Gebräu anschließend - zusammen mit Freiwilligen - an Holzstapel in Bärengebieten zu pinseln.

Die Tiere strichen alsbald verzückt um das Holz, rieben sich daran und hinterließen Haarbüschel. Aus den Haaren erstellte die Wissenschaftlerin einen genetischen Fingerabdruck der Tiere und bestimmte so die Anzahl der Bären und die Größe ihrer Reviere - eine Datenbasis auf der die in mehreren US-Bundesstaaten gefährdeten Tiere besser geschützt werden sollen. Die Aktion brachte die Beteiligten an die Grenzen des Zumutbaren. Ist sie gerechtfertigt für Tiere, die jedes Jahr Menschen töten?

(Foto: AFP)

(sueddeutsche.de/beu/bgr)

© sueddeutsche.de
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