Süddeutsche Zeitung

Stimme und Stimmung:Andere Töne beim Eisprung

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Unsere Stimme verrät mehr über uns, als wir mit Worten sagen. Frauenstimmen etwa verändern sich mit dem Zyklus, was Männer unbewusst auf die Fruchbarkeit hinweisen könnte - dachten Wissenschaftler bislang. Nun gibt es neue Erkenntnisse.

Lennart Pyritz

Die menschliche Stimme hat viele Funktionen. Sie dient dazu, Wörter zu formulieren oder zu singen. Sie informiert den Zuhörer aber auch ohne gezielte Absicht über Geschlecht, Alter und Stimmung des Sprechenden.

Eine neuere Studie kalifornischer Wissenschaftler stellte sogar heraus, dass die Stimme von Frauen in der Zeit um den Eisprung anders klingt als in der unfruchtbaren Phase des Menstruationszyklus.

Davor, dass der Mann die Empfängnisverhütung vom Klang der weiblichen Stimme abhängig macht, warnt nun aber ein Team von Wissenschaftlern um die Kognitionsforscherin Julia Fischer vom Deutschen Primatenzentrum Göttingen ( PLoS One, online). Die Stimme lasse keine eindeutigen Rückschlüsse auf die fruchtbaren Tage einer Frau zu.

Die Wissenschaftler analysierten die Stimmen von 23 Frauen an jedem einzelnen Tag ihres Monatszyklus und maßen gleichzeitig die Konzentrationen von Sexualhormonen im Urin der Frauen. Sexualhormone könnten die Stimme beeinflussen, da es für sie spezielle Empfänger in der Schleimhaut der Stimmlippen gibt. Zudem verändern Hormontherapien nachweislich die Stimme einer Frau.

Die Wissenschaftler entdeckten, dass die Frequenzen der Stimmen tatsächlich im Lauf des Menstruationszyklus variierten. Direkt vor dem Eisprung sprachen die Frauen mit besonders hoher Stimme - allerdings stieg die Tonlage auch direkt nach dem Eisprung wieder an.

Einen Zusammenhang zwischen Hormonspiegel und Stimme fanden die Forscher allerdings nicht. Zudem zeigten Männer, denen eine Reihe von Stimmaufnahmen vorgespielt wurden, keine klare Vorliebe für Aufnahmen aus der fruchtbaren Zeit.

Die Stimme einer Frau verrät den Eisprung nicht", schlussfolgert Julia Fischer. Interessant sei aber, dass Frauenstimmen während der Menstruation rauer und ungleichmäßiger seien. "Dies erklärt, warum weibliche Opernsängerinnen eine dreitägige Gnadenfrist während ihrer Periodenblutung gewährt wird", so die Forscherin.

Männer sollten allerdings nicht daran verzweifeln, dass Frauen ihre Empfängnisbereitschaft akustisch so unpräzise anzeigen. Denn andere Studien weisen darauf hin, dass Männer auch anhand von Gesicht und Geruch Rückschlüsse auf die weibliche Fruchtbarkeit ziehen können. Zudem kleiden sich Frauen in der Zeit um den Eisprung attraktiver.

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Quelle:
SZ vom 22.09.2011
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