Sternenhimmel im Oktober:Einsame Strahlkraft

Die Konstellation Kassiopeia steht im Herbst hoch am Himmel und die Venus ist in Bestform. Sonst bieten die Oktobersterne wenig.

Helmut Hornung

Es hätte ein grandioses Schauspiel werden können, aber leider ging es hinter geschlossenem Vorhang über die Bühne.

Sternenhimmel im Oktober: Die Sterne im Oktober

Die Sterne im Oktober

(Foto: Grafik: M. Rothe)

Auf der Erde schrieb man das Jahr 1667, und irgendwo in den Tiefen des Universums hatte 11.000 Jahre zuvor ein gewichtiger Stern im Sterben gelegen.

In seinem Todeskampf hatte er sich zu einem gigantischen Gasball aufgeblasen, zu einem roten Riesen. Doch dann hielt die Schwerkraft der Masse nicht mehr Stand: Innerhalb von Sekunden kollabierte die Kugel.

Der Kern des Sterns stürzte in sich zusammen, eine Stoßwelle lief nach außen und riss wenige Stunden später die Gasschichten an der Oberfläche mit sich fort.

Der Stern leuchtete um das Hundertmilliardenfache seiner vorherigen Helligkeit auf: Eine Supernova war geboren. Deren Strahlung raste mit 300.000 Kilometern in der Sekunde durch das All - und traf vor 340 Jahren auch die Erde. Aber niemand nahm sie wahr.

Erst 1947 entdeckten die Astronomen das letzte Licht der Sternleiche - im Bereich der Radiowellen. Drei Jahre später gelang es, die kosmische Katastrophe außerdem im Optischen aufzuspüren.

Seither wurde der jüngste bekannte Supernova-Überrest innerhalb unserer Milchstraße gründlich untersucht. Eine der schönsten Ansichten dieses Cassiopeia A genannten Objekts stammt von dem Röntgensatelliten Chandra.

Aber auch das Weltraumteleskop Hubble lieferte eine eindrucksvolle Aufnahme aus 18 Einzelbildern. Sie zeigt einen ziselierten Ring aus explodierter Sternmaterie, deren zarte Filamente in rot, grün und blau leuchten.

Der Explosionsring expandiert mit hoher Geschwindigkeit. Hubble fotografierte das Objekt im Abstand von nur neun Monaten und fand deutliche Veränderungen. So bewegt sich ein Teil der Wolkenfetzen mit 50 Millionen Kilometern pro Stunde.

Mit diesem Tempo würde die Reise von der Erde zum Mond lediglich eine halbe Minute dauern. Im Zentrum des Rings steht ein sogenannter Neutronenstern von lediglich 20 Kilometer Durchmesser - das Überbleibsel der gestorbenen Riesensonne.

Die Konstellation Kassiopeia steht im Herbst hoch am Himmel. Der Supernova-Überrest ist zwar die stärkste Radioquelle am Firmament, Amateure können sie mit ihren optischen Teleskopen dagegen nicht beobachten.

Überhaupt bietet der Oktober für Sternfreunde magere Kost. Einzig Venus zeigt sich in Bestform, als strahlender Morgenstern im Osten vor Sonnenaufgang. Merkur bleibt unsichtbar, Mars in den Zwillingen geht zur Monatsmitte gegen 22 Uhr auf.

Jupiter verabschiedet sich nach Einbruch der Dunkelheit bald vom Westhimmel, Saturn leuchtet am Morgen über dem östlichen Horizont. Uranus im Wassermann ist Objekt der ganzen Nacht, während Neptun im Steinbock zum Monatsende schon um Mitternacht untergeht.

Die Stationen des Erdtrabanten: Letztes Viertel am 3., Neumond am 11., Erstes Viertel am 19. und Vollmond am 26. Oktober. Am 28. Oktober endet die Mitteleuropäische Sommerzeit, die Uhren müssen um eine Stunde zurückgestellt werden.

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