Sternenhimmel im Oktober:Die Kerzenflamme der Andromeda

Im Herbst zählt der Andromedanebel unter Sternguckern zu den beliebtesten Objekten. Von den Planeten strahlt derzeit Jupiter am hellsten.

Helmut Hornung

Der Ansbacher Hofastronom Simon Marius (1573 bis 1624) verglich das Wölkchen in der Andromeda mit einer Kerzenflamme, die man durch das Hornfenster einer Laterne sieht; Charles Messier nahm es als Nummer 31 in seinen Katalog auf.

Sternenhimmel Oktober 2010

Der Sternenhimmel Anfang Oktober 22.30 Uhr bis Ende Oktober 19.30 Uhr.

(Foto: Martin Rothe)

Heute zählt dieser Andromedanebel unter Sternguckern zu den beliebtesten Objekten im Herbst. Hinter der kosmischen Kerzenflamme verbirgt sich eine rund zweieinhalb Millionen Lichtjahre entfernte Spiralgalaxie, größer und sternreicher als unsere Milchstraße.

Das Universum ist erfüllt von solchen Systemen, Hochrechnungen zufolge sollte man mindestens 50 Milliarden davon beobachten können. Nahezu alle Galaxien scheinen von uns zu fliehen, denn deren Spektren sind zum langwelligen roten Bereich hin verschoben. Das heißt aber nicht, dass wir im Mittelpunkt der Welt sitzen. Vielmehr dehnt sich das gesamte All aus. In ferner Vergangenheit muss es winzig klein und unvorstellbar dicht gewesen - und mit einem Schlag explodiert sein. Vieles spricht für diese Theorie, etwa die Mikrowellenstrahlung, die aus allen Richtungen kommt und als Nachhall des "Urknalls" gilt.

Dennoch bleibt der eine oder andere Beobachtungsbefund rätselhaft. Zum Beispiel weiß kein Wissenschaftler so recht, weshalb 95 Prozent des Universums buchstäblich im Dunkeln liegen. Daher gibt es immer wieder Zweifler. Der bekannteste war der 2001 gestorbene Fred Hoyle. Seine "Steady-State-Theorie" beschreibt den Kosmos in einem Zustand der Gleichförmigkeit; im All werde Materie kontinuierlich erzeugt und treibe es auseinander. Der heute 83-jährige Halton Arp wiederum legte Fotos vor, die angeblich beweisen, dass Galaxien mit Quasaren über Materiebrücken verbunden und demnach gleich weit von der Erde entfernt sein sollen. Und: Quasare würden von explodierenden Galaxienkernen ausgespuckt.

Das widerspricht der Urknall-Theorie. Quasare gelten darin als Sternsysteme, die das frühe Universum besiedelten und daher die höchsten Rotverschiebungen und damit die größten Distanzen aufweisen - also in einer ganz anderen Epoche lebten als normale Galaxien. Außerdem glaubt Arp nicht, dass die allgemeine Rotverschiebung von der Expansion des Universums herrührt; vielmehr würden die Atome im Laufe der Zeit immer schwerer und das Licht dadurch seine Farbe ändern. In alternativen Theorien spielen Veränderungen häufig eine Rolle: Was etwa, wenn die berühmte Gravitationskonstante keine Konstante ist? Dann hätten nicht nur die Urknall-Kosmologen ein Problem, sondern die gesamte Physik.

Spezialisten finden Merkur Anfang des Monats kurz vor Sonnenaufgang am östlichen Morgenhimmel. Venus und Mars können wir von der Liste streichen, Jupiter im Wassermann dagegen strahlt als hellstes Gestirn am nächtlichen Firmament; am 20. Oktober begegnet der Riesenplanet abends dem fast vollen Mond. Saturn in der Jungfrau erscheint in den letzten Oktobertagen tief am Morgenhimmel. Uranus glimmt als schwaches Sternchen in den Fischen, Neptun im Steinbock spüren Sterngucker in der ersten Nachthälfte auf.

Mitte des Monats flitzen die Meteore der Delta-Draconiden über das Firmament, um den 21. Oktober erreichen die Orioniden ihr Maximum. Der Mond zeigt in diesem Monat fünf Phasen, sein Fahrplan: Letztes Viertel am 1., Neumond am 7., Erstes Viertel am 14., Vollmond am 23. Oktober und erneut Letztes Viertel am 30. Oktober. Am letzten Tag des Monats endet die Sommerzeit, die Uhren müssen zurückgestellt werden.

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