Sternenhimmel im Mai:Magie des Mondes

Anfang und Ende Mai ist besonders gut zu beobachten, wie der Erdtrabant durch das All taumelt.

Helmut Hornung

Der Mond ist eine Scheibe - könnte man meinen. Aber schon die griechischen Naturphilosophen wussten vor zweieinhalb Jahrtausenden um die Kugelgestalt der Erde und ihres Trabanten. Sie schlossen das aus dem runden Erdschatten während einer Mondfinsternis oder der Krümmung des Terminators, der Linie zwischen beleuchteter und unbeleuchteter Mondlandschaft.

Sternenhimmel im Mai: Der Sternenhimmel im Mai
 Anfang Mai 0:30 Uhr
 Ende Mai 22:30 Uhr

Der Sternenhimmel im Mai Anfang Mai 0:30 Uhr Ende Mai 22:30 Uhr

(Foto: Grafik: M. Rothe)

Es gibt aber noch einen anderen, etwas diffizileren Beweis für die Kugelgestalt unseres Satelliten: die Libration. Aufgrund dieses Effekts sehen wir über einen längeren Zeitraum insgesamt 59 Prozent der Mondoberfläche. Wie kommt das?

Auf den ersten Blick dreht sich der Mond innerhalb jener Zeit einmal um seine Achse, die er für die Umrundung der Erde benötigt. Man spricht von gebundener Rotation. Soweit die Theorie. In der Praxis jedoch schwankt die Umlaufzeit des Mondes, weil seine Bahn nicht kreisförmig, sondern elliptisch ist. Das heißt: In Erdnähe zieht der Mond schneller dahin als in Erdferne.

Die Rotation um die eigene Achse bleibt jedoch stets konstant. Wir gewinnen den Eindruck, als würde der Mond sanft mit dem Kopf schütteln - wir sehen abwechselnd jeweils ein Stückchen über seinen westlichen und seinen östlichen Rand hinaus. Damit nicht genug: Der Mond nickt uns auch noch zu, weil seine Rotationsachse gegenüber dem Lot zur Bahnebene um knapp sieben Grad gekippt ist; und so blicken wir regelmäßig über Nord- und Südpol hinaus.

Zu diesen Librationen in Länge und Breite addiert sich noch ein täglicher Effekt. Er rührt von der Erddrehung her und führt dazu, dass man den Mond bei seinem Aufgang im Osten unter einem geringfügig anderen Winkel sieht als rund 12 Stunden später während seines Untergangs im Westen. Manche Beobachter machen sich einen Sport daraus, die Libration im Fernrohr zu verfolgen. Dazu nehmen sie bestimmte Oberflächenstrukturen an den Rändern der Mondscheibe ins Visier und achten auf deren wechselnde Perspektive.

Ein Beispiel dafür ist das Mare Orientale am südwestlichen Rand; günstige Librationen treten vom 30. April bis 3. Mai und vom 27. Mai bis 1. Juni auf.

Wer den Merkur noch nie gesehen hat, sollte sich in den nächsten Wochen auf die Pirsch machen. Der flinke Planet erscheint bis etwa 19. Mai nach Sonnenuntergang am westlichen Firmament. Ideal sind die Abende zwischen dem 6. und dem 9. Mai, Merkur geht dann jeweils gegen 22.50 Uhr unter. Die Venus hält sich in Sonnennähe für das bloße Auge unbeobachtbar am Taghimmel auf. Mars wandert von den Zwillingen in den Krebs und ist Objekt der ersten Nachthälfte, ebenso wie der Ringplanet Saturn, der im Löwen leuchtet.

Der Gasriese Jupiter steht im Schützen und dominiert als helles Gestirn die Himmelsbühne nach Mitternacht. Uranus bleibt unsichtbar, Neptun im Steinbock finden nur Spezialisten; Mitte Mai klettert er gegen 2.40 Uhr über den Osthorizont. Um den 5. Mai herum erreichen die Eta-Aquariden ihr Maximum. Diese Sternschnuppen - sie sind wegen der horizontnahen Lage ihres scheinbaren Ausstrahlungspunkts in südlichen Gefilden deutlich auffälliger als in unseren Breiten - gehen auf den berühmten Halleyschen Kometen zurück. Der Fahrplan des Erdtrabanten: Neumond am 5., Erstes Viertel am 12., Vollmond am 20. und Letztes Viertel am 28. Mai.

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