Sternenhimmel im Juni:Solarer Atommeiler

Sternenhimmel im Juni 2013

Der Sternenhimmel von Anfang Juni, 0.30 Uhr bis Ende Juni, 22.30 Uhr

(Foto: M. Rothe)

Im Juni beginnt der astronomische Sommer, wenn die Sonne den Gipfel ihrer jährlichen Runde erreicht. Der Motor unseres Sterns scheint übrigens ein wenig ins Stottern geraten zu sein.

Von Helmut Hornung

Am 21. Juni erreicht die Sonne den Gipfel ihrer jährlichen Runde. Um 7.04 Uhr beginnt auf der Nordhalbkugel der astronomische Sommer. Die heißeste Zeit des Jahres hat allein mit der Sonnenhöhe am Himmel und damit der Neigung der Erdachse gegenüber der Umlaufebene zu tun, nicht etwa mit dem Abstand zum Tagesgestirn.

So steht unser Planet ausgerechnet am 5. Juli im Aphel, dann trennen uns maximale 152,097 Millionen Kilometer von der Sonne; am 2. Januar, also mitten im Winter, waren es im Perihel nur 147,098 Millionen Kilometer. Astronomen können den winzigen "Wärmeunterschied" messen. Dazu bestimmen sie die Intensität der Sonnenbestrahlung, die senkrecht auf eine Fläche von einem Quadratmeter fällt, allerdings ohne den störenden Einfluss der Erdatmosphäre.

Diese Solarkonstante ist jedoch keineswegs konstant. Ihr Mittelwert liegt bei 1367 Watt pro Quadratmeter, sie schwankt aber zwischen 1325 (Aphel) und 1420 (Perihel), also um knapp sieben Prozent. Auf dem Erdboden kommen im Jahresdurchschnitt noch 740 Watt an.

Aus der Solarkonstante lässt sich auf die Gesamtleistung des Sterns schließen - und die ist beeindruckend: 385 Trilliarden Kilowatt strahlt der kosmische Fusionsreaktor ununterbrochen in den Weltraum, die Erde kriegt davon nur sehr wenig ab. Zudem nehmen unsere Augen lediglich eine klitzekleine Oktav in der Klaviatur der gesamten Strahlung wahr, eben das sichtbare Licht. Dabei sendet die Sonne unter anderem auch UV-Strahlen aus, ebenso wie Röntgen- oder Radiowellen. Zusätzlich produziert der solare Atommeiler jede Menge Neutrinos. Diese elektrisch neutralen, nahezu masselosen Teilchen scheren sich nichts um feste Materie und rasen ungehindert selbst durch meterdicke Bleiwände.

Ohne Schäden anzurichten, durchdringen Neutrinos auch ständig unsere Körper; in jeder Sekunde treffen 100 Milliarden dieser Partikel auf die Fläche von der Größe eines Daumennagels.

Im Gegensatz zu den scheuen Geisterteilchen bewirkt der Sonnenwind eindrucksvolle Effekte, Schweife von Kometen etwa oder flackernde Polarlichter. Der Sonnenwind wurde 1951 von Ludwig Biermann vorhergesagt und elf Jahre später von der Raumsonde Mariner 2 entdeckt. Er ist ein spezielles Gas, ein Plasma, und besteht vor allem aus Protonen, Elektronen und Heliumkernen. Die Erde umweht er mit einer Geschwindigkeit von 400 Kilometern pro Sekunde. Ist die Sonne aktiv, frischt der Wind zu einem Sturm auf, Böen erreichen dann Geschwindigkeiten von 900 Kilometern in der Sekunde. Während solcher Phasen brodelt es auf dem Tagesgestirn: Es zeigen sich besonders viele Flecken, Protuberanzen schießen empor, Flares blitzen auf, koronale Massenauswürfe schleudern Milliarden Tonnen Materie ins All.

Die Sonnenaktivität schwankt in einem elfjährigen Rhythmus. Doch seit einigen Jahren scheint der Motor des Sterns ein wenig zu stottern, die Sonne will nicht so recht in Fahrt kommen. Schon glauben manche Forscher, dass dieses Erlahmen der Aktivität die Luftströmungen in der oberen Troposphäre beeinflusst und zu kalten Wintern und kühlen Sommern führt, wie wir sie seit einigen Jahren in unseren Breiten erleben - nass und kalt war es hierzulande ja vor allem in den vergangenen Tagen. An der globalen, weitgehend durch den Menschen verursachten Klimaerwärmung ändert das aber nichts. Wer sich täglich selbst ein Bild von der Sonne machen will, kann das unter www.spaceweather.com tun.

Der Planet Merkur gibt noch bis zum 12. Juni ein kurzes Gastspiel am westlichen Abendhimmel und zeigt sich jeweils ab 22 Uhr für etwa eine halbe Stunde. Auch Venus, nahe Merkur, steht nach Sonnenuntergang in der Dämmerung tief im Nordwesten. Mars und Jupiter bleiben unsichtbar, Saturn im Sternbild Jungfrau thront bei Einbruch der Dunkelheit schon hoch im Süden.

Ausgefuchste Sterngucker erspähen ab der Monatsmitte Uranus in den Fischen und Neptun im Wassermann als schwache "Sternchen" am Morgenhimmel. Die Sternschnuppen, die im Juni über das Firmament flitzen, gehören unterschiedlichen Meteorströmen an, so den Tau-Herkuliden (Maximum am 3. Juni), den Libriden (8. Juni), dem Scorpius-Sagittarius-Strom (14. Juni) oder den Juni-Draconiden (27. Juni). Der Fahrplan des Erdtrabanten: Neumond am 8., Erstes Viertel am 16., Vollmond am 23. und Letztes Viertel am 30. Juni. Zufällig am 23. Juni erreicht der Mond in diesem Monat den geringsten Abstand zur Erde, seine Scheibe erscheint uns daher besonders groß.

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