Sternenhimmel im Juli:Weißer und schwarzer Zwerg

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Im Juli lässt sich der Nebel M 57 gut beobachten. Er gilt als Paradebeispiel für einen Planetarischen Nebel. Dabei hat er mit Planeten gar nichts zu tun.

Helmut Hornung

In der Leier erspähen Sterngucker mit dem Fernglas ein verwaschenes Fleckchen (Karte). Der französische Astronom Antoine Darquier hatte das Objekt im Jahr 1779 entdeckt, sein Landsmann Charles Messier nahm es als Nummer 57 in seinen Katalog auf. M 57 gilt als Paradebeispiel für einen Planetarischen Nebel. Dabei hat er mit Planeten gar nichts zu tun - vielmehr erlaubt er einen Blick in die Zukunft unserer Sonne.

Der Sternenhimmel im Juli 2010: Anfang Juli 0:30 Uhr, Ende Juli 22:30 Uhr. (Foto: M. Rothe)

Das filigrane Wölkchen ähnelt in Wirklichkeit einem Donut. Und im Zentrum sitzt ein ausgebrannter Stern, der seine Gashülle vor mehr als 20.000 Jahren ins All geblasen hat. Das Szenario hätte ein Science-Fiction-Autor nicht besser erfinden können: Milliarden Jahre lang hatte der Stern ruhig geleuchtet und unvorstellbare Mengen Energie produziert. Denn in seinem Innern arbeitete ein Fusionsreaktor, der Wasserstoff in Helium umwandelte. Als der Vorrat an Brennmaterial zur Neige ging, blähte sich der Stern auf - so, wie das unsere Sonne in etwa fünf Milliarden Jahren tun wird.

Ihr Durchmesser wird im Vergleich zu heute um das 200-fache anwachsen. Dieser Rote Riese verschlingt dann die Planeten Merkur und Venus. Ein heftiger Sonnensturm bläst, der Gasschicht um Gasschicht des Sterns abträgt und seinen dichten Kern freilegt.

Um diese Sternleiche, Weißer Zwerg genannt, sammelt sich die Materie in einem Torus: ein Planetarischer Nebel entsteht. Während die Sonne erheblich an Substanz verliert, verringert sich ihre Anziehungskraft. Die Schwerkraftfesseln werden lockerer, die Erde driftet nach außen und entkommt so einem Sturz in die Gluthölle.

Dem Leben hilft das trotzdem nichts mehr: Lange bevor sich die Sonne zu einem Roten Riesen aufgebläht hat, ist der einst blaue Planet zu einer toten, feurig-flüssigen Kugel geworden. Die Sonne selbst wird noch viel länger existieren.

Weltraumteleskop "Hubble"
:Das Auge im All

Am 24. April 1990 startete das Weltraumteleskop Hubble seine Mission im All. Seitdem hat es etwa 600.000 Bilder von rund 30.000 Himmelsobjekten aufgenommen.

Ihr Überbleibsel, der erdgroße Weiße Zwerg im Zentrum des Planetarischen Nebels erzeugt zwar keine Energie mehr. Doch in Luft löst er sich nicht auf. Über viele Milliarden Jahre glimmt er vor sich hin, kühlt dabei ab und wird eines fernen Tages als Schwarzer Zwerg enden: Aus unserer einst strahlenden Sonne ist nach Äonen ein Stück Schlacke geworden.

M 57 gilt als Paradebeispiel für einen Planetarischen Nebel. Das filigrane Wölkchen ähnelt einem Donut. (Foto: online.sdewissen)

Gleich sechs Wandelsterne zeigen sich im Juli am Firmament. Da ist zunächst die helle Venus, deren Sichtbarkeit sich am westlichen Abendhimmel allerdings verkürzt, am 31. Juli sinkt sie schon um 22.35 Uhr unter den Horizont. Mars geht an diesem Tag etwa 20 Minuten später unter; man kann den Roten Planeten während der kommenden Wochen auf seiner Wanderung vom Löwen in die Jungfrau verfolgen.

Mars räumt die Bühne für Jupiter in den Fischen, der am letzten Tag des Monats gegen 23 Uhr aufgeht. Saturn in der Jungfrau ist der letzte mit bloßem Auge sichtbare große Planet, er steht in der Nähe von Mars. Am 16. Juli bietet sich nach Einbruch der Dunkelheit ein hübscher Anblick: Über dem Westhorizont leuchten Venus, Mars und Saturn, während die Sichel des zunehmenden Mondes gerade untergeht. Uranus in den Fischen und Neptun im Wassermann gehen vor Mitternacht auf. Beide Planeten erspähen aber nur erfahrene Sternfreunde mit dem Teleskop.

Am 11. Juli verdunkelt dann der Neumond die Sonne. Glück: Die totale Finsternis dauert mehr als fünf Minuten. Pech: Sie ist von Europa aus nicht zu beobachten. Sofi-Fans müssten sich auf Kreuzfahrt in den Pazifik begeben, auf die Osterinsel oder an die Südspitze Südamerikas. Der Fahrplan des Erdbegleiters: Letztes Viertel am 4., Neumond am 11., Erstes Viertel am 18. und Vollmond am 26. Juli. Am 6. Juli erreicht die Erde mit 152, 096 Millionen Kilometern den größten Sonnenabstand.

© SZ vom 01.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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