Süddeutsche Zeitung

Sternenhimmel im Juli:Unterwegs zu Plutos Reich

Der Zwergplanet Pluto und seine Monde sind auch mit dem Teleskop von der Erde aus kaum zu sehen. Deshalb ist die Raumsonde "New Horizons" unterwegs dorthin.

Von Helmut Hornung

Am 2. Juli gelangt Pluto in Opposition zur Sonne. Der Zwergplanet ist dann 4705 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, das von ihm reflektierte Sonnenlicht vier Stunden und 21 Minuten zu uns unterwegs. Nur Sterngucker mit sehr großen Teleskopen werden den Winzling erspähen. Mehr als ein schwaches Lichtpünktchen lässt sich aber nicht erkennen - wenn man ihn denn überhaupt aufspürt, denn Pluto steht in der Konstellation Schütze und hebt sich dort kaum von dem Sternengewimmel der Milchstraße ab.

Selbst für Profis ist der 2390 Kilometer durchmessende Himmelskörper ein undankbares Objekt. Allenfalls das Weltraumteleskop Hubble zeigt auf seiner Scheibe Schattierungen mit hellen und dunklen Regionen. Charon ist mit 1207 Kilometern der größte der fünf bekannten Plutomonde. Über sie wissen wir noch weniger als über den Zwergplaneten selbst. So liegen der Gott der Unterwelt und sein Reich weitgehend im Dunkeln.

Das soll sich am 14. Juli 2015 ändern. An jenem Tag wird die Raumsonde New Horizons in 9600 Kilometer Abstand an Pluto und in 27.000 Kilometer an Charon vorbeirasen. Es wird ein sehr flüchtiges Rendezvous, denn die am 19. Januar 2006 gestartete Sonde fliegt mit gut 50.000 Kilometern pro Stunde - an ein Einschwenken in eine Umlaufbahn und ein längeres Verweilen ist bei diesem Höllentempo nicht zu denken. In nur wenigen Stunden muss sich automatisch ein geballtes wissenschaftliches Beobachtungsprogramm abspulen. Aufgrund der langen Signallaufzeit können die Wissenschaftler auf der Erde nicht eingreifen.

New Horizons trägt acht Instrumente an Bord, darunter Lorri, den "Long Range Reconnaissance Imager". Dahinter verbirgt sich ein Teleskop mit 21 Zentimetern Durchmesser und einer hochempfindlichen CCD-Kamera. Dieses elektronische Auge soll Bilder liefern, auf denen noch 25 Meter große Details erscheinen. Andere Detektoren sollen die chemische Zusammensetzung Plutos und Charons herausfinden, Moleküle wie Methan aufspüren, Druck und Temperatur der hauchdünnen Stickstoffatmosphäre messen oder die Dichte des interplanetaren Staubs bestimmen.

Besondere Fracht: ein wenig Asche von Clyde Tombaugh, der Pluto im Jahr 1930 entdeckt hatte. Die Reise des Spähers mit der Größe eines Kleinwagens endet nicht an dem Zwergplaneten. Denn jenseits von Plutos Reich tun sich neue Horizonte auf, beginnt der mit unzähligen Weltraumbrocken besiedelte Kuipergürtel. Mindestens zwei dieser Vagabunden am Rand des Sonnensystems soll New Horizon ansteuern.

Wo die Planeten zu finden sind

Ende Juli bietet Merkur eine minimale Morgensichtbarkeit von einer halben Stunde, ein typischer Fall für Spezialisten. Venus wechselt vom Krebs in den Löwen, steht am westlichen Abendhimmel dicht über dem Horizont und bietet daher nicht gerade eine Galavorstellung. Mars wandert vom Stier in die Zwillinge; Frühaufsteher können den Roten Planeten von der letzten Juliwoche an in der Morgendämmerung gegen 4 Uhr erspähen.

Auch der Riesenplanet Jupiter schiebt sich um die Monatsmitte am frühen Morgen über den nordöstlichen Horizont. Am 22. Juli zieht Mars am Jupiter vorbei. Saturn im Bild Jungfrau steht nach Einbruch der Dunkelheit schon im Südwesten und geht Ende des Monats gegen Mitternacht unter. Um diese Uhrzeit erscheint Uranus gerade auf der Bildfläche, erfahrene Planetenbeobachter finden ihn in den Fischen. Neptun im Steinbock klettert zur Monatsmitte gegen 23 Uhr über den Horizont und ist Objekt der zweiten Nachthälfte.

Um den 28. Juli huschen die Meteore der Delta-Aquariden über das Firmament. Wie der Name verrät, kommen sie scheinbar aus dem Sternbild Wassermann. An einem dunklen Beobachtungsplatz sollten sich pro Stunde an die 20 Sternschnuppen zeigen. Nur halb so viele leuchten am 30. Juli auf, wenn der Strom der Alpha-Capricorniden aktiv ist. Neumond tritt am 8. Juli ein, Erstes Viertel am 16., Vollmond am 22. und Letztes Viertel am 29. Juli. Am 5. Juli erreicht die Erde mit 152,097 Millionen Kilometern ihren größten Abstand zur Sonne.

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SZ vom 02.07.2013/mcs
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