Sternenhimmel im Juli 2012:Ein Riesentheater

Im Juli kommt es am Himmel zu einem seltenen Spektakel: Der Mond wird den Riesenplaneten Jupiter verdecken. Das lässt sich mit bloßem Auge verfolgen - wenn man lange genug wach bleibt.

Helmut Hornung

Der Sternenhimmel gleicht einer Drehbühne in der Endlosschleife. Die Fixsterne scheinen eben "fix" zu sein und von Planeten oder gelegentlich auftauchenden Kometen und Novae abgesehen, wiederholt sich der Anblick im Rhythmus der Jahreszeiten. Was ewig erscheinen mag, ist doch begrenzt. So etwa wird Wega in 12.000 Jahren die Rolle des Polarsterns spielen - wie schon vor 14.000 Jahren in der Steinzeit.

Sternenhimmel im Juli 2012

Der Sternenhimmel von Anfang Juli, 0.30 Uhr, bis Ende Juli, 22.30 Uhr.

(Foto: M. Rothe)

Dieser Blickwechsel liegt an einer langsamen Kreiselbewegung der Erdachse. Im Lauf der Zeit verändern sich die Konstellationen aber noch aus einem anderen Grund: Sowohl die Sterne als auch die Sonne bewegen sich durch den Weltraum. Dabei umkreist unser Planetensystem mit einer Geschwindigkeit von 220 Kilometern pro Sekunde das Zentrum der Galaxis. Ganze 200 Millionen Jahre benötigt es für eine Runde - mehr als 20-mal hat die Erde seit ihrer Geburt dieses Rennen bisher absolviert.

Das blieb nicht ohne Folgen, denn die kosmische Landschaft wechselt ständig und damit die unmittelbare Umgebung. So etwa, wenn unser Sonnensystem durch einen stellaren Kreißsaal zieht, in dem viele Sterne geboren werden. Die besonders massereichen explodieren nach kurzem Leben als Supernova und senden besonders energiereiche Strahlung ins All. Trifft diese auf unseren Planeten, kann das zu Artensterben führen, wie sie in der Erdgeschichte während der vergangenen Jahrmillionen immer wieder vorgekommen sind.

Ebenso könnten Staubkörnchen aus dichten interstellaren Wolken in die Erdatmosphäre prasseln, das Sonnenlicht für Hunderttausende von Jahren trüben und so zu einer globalen Eiszeit führen. Schließlich wirkt wohl die enge Begegnung mit anderen Sternen als Gravitationsschleuder, die Kometen und felsige Eisbrocken aus den äußeren Regionen des Planetensystems in Richtung Sonne katapultiert.

Die Erde wäre eines der Ziele dieses kosmischen Kugelhagels. Das irdische Leben war und ist also vielfältigen Gefahren ausgesetzt. Immerhin eine Katastrophe müssen wir nicht fürchten: Dass die Erde im galaktischen schwarzen Loch verschwindet. Wir umrunden das gefräßige Massemonster im Zentrum der Milchstraße in der beruhigenden Entfernung von 30.000 Lichtjahren.

Während Merkur im Juli nicht zu beobachten ist, strahlt Venus als hellster Planet am östlichen Morgenhimmel. Am 10. Juli zieht sie dicht an Aldebaran im Stier vorbei, fünf Tage später begegnet ihr der abnehmende Mond. Am selben Morgen bedeckt der Erdtrabant den Riesenplaneten Jupiter; dieses Spektakel lässt sich mit bloßem Auge in Deutschland - je nach Standort - zwischen 3.40 und 4.30 Uhr verfolgen.

Mars in der Jungfrau geht Mitte des Monats schon vor Mitternacht unter, auch Saturn im selben Sternbild sinkt zu ähnlicher Uhrzeit unter den Horizont. Uranus finden wir in der zweiten Nachthälfte in der Region Walfisch/Fische, Neptun im Wassermann geht in den späten Abendstunden auf. Nach Mitternacht am 27. Juli zeigen die Delta-Aquariden ihr Maximum, zwei Tage später die Sternschnuppen der Alpha-Capricorniden.

Der Fahrplan des Erdtrabanten: Vollmond am 3., Letztes Viertel am 11., Neumond am 19. und Erstes Viertel am 26. Juli. Am 5. Juli erreicht die Erde auf ihrer Umlaufbahn mit gut 152 Millionen Kilometern ihren größten Abstand zur Sonne.

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