Sternenhimmel im April:Schwarze Scheibe vor der Sonne

Derzeit strahlt der Abendstern besonders prächtig, und bald lässt sich sogar ein seltener Venustransit beobachten. Auch Mars leuchtet die ganze Nacht nahe Regulus im Löwen.

Helmut Hornung

Das All ist astronomisch groß. Etwa 46 Milliarden Lichtjahre beträgt die Entfernung zu einer Galaxie am Rand des beobachtbaren Universums. Der Abstand zur Sonne erscheint dagegen mit 150 Millionen Kilometer lächerlich klein. Und doch sehen wir das Tagesgestirn stets so, wie es vor gut acht Minuten ausgeschaut hat - die Zeit, in der das Licht diese Strecke durcheilt. Ein Airbus A320 würde im Nonstop-Flug dafür 20 Jahre brauchen.

Sternenhimmel April 2012

Der Sternenhimmel von Anfang April, 23.30 Uhr bis Ende April, 21.30 Uhr.

(Foto: M. Rothe)

Schon vor Jahrtausenden versuchten Menschen, den Kosmos auszuloten. Der bestand aus Sonne, Mond und den Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn; eine achte, kristalline Sphäre trug die Fixsterne. Der griechische Naturphilosoph Aristarch von Samos war einer der Ersten, der im dritten Jahrhundert vor Christus die Distanz zwischen Erde und Sonne - die Astronomische Einheit (AE) - mit den Gesetzen der Geometrie zu berechnen suchte. Er kam auf eine Entfernung von 1400 Erdradien, mit heutigen Zahlen knapp neun Millionen Kilometer.

Noch im 17. Jahrhundert rechneten Himmelsforscher mit diesem Wert, zweifelten aber zunehmend an seiner Richtigkeit. Johannes Kepler etwa hielt ihn für deutlich zu klein und lieferte mit seinen drei Gesetzen die Möglichkeit einer genauen Berechnung durch Beobachtung: Dazu sollten die Forscher einen Venustransit verfolgen, den Vorübergang des Planeten vor der Sonnenscheibe, und verschiedene Winkel und Zeiten messen. Kepler sagte ein solches Ereignis für den 6. Dezember 1631 voraus.

Doch fand der Venusvorübergang in Europa bei Nacht statt und blieb daher unsichtbar. Erst acht Jahre später zog die Venus für mehrere Stunden als schwarze Scheibe über die gleißend helle Sonne. An jenem 4. Dezember 1639 beobachtete der englische Geistliche Jeremia Horrocks von einem abgedunkelten Zimmer im ersten Stock seines Hauses im Dorf Much Hoole das Spektakel. Mithilfe von Geometrie und Keplers Gesetzen bestimmte er die Astronomische Einheit zu rund 96 Millionen Kilometern - und demonstrierte die Nützlichkeit eines Venustransits für die grundlegende Entfernungsmessung im Planetensystem.

Als sich der Morgen- und Abendstern im 18. Jahrhundert erneut im Abstand von acht Jahren vor die Sonne schob, brachen Dutzende Astronomen zu Beobachtungsexkursionen in die entlegensten Winkel der Welt auf. Am 6. Juni steht wieder ein solches Ereignis an. Dank Radarmessungen ist die AE heute genau bekannt: Demnach beträgt der mittlere Abstand zwischen Erde und Sonne 149 597 870 691 Meter. Sehr präzise, aber doch unvorstellbar.

Derzeit spielt Venus ihre Glanzrolle als Abendstern. In der Dämmerung steht sie schon hoch im Südwesten, erst gegen Mitternacht verschwindet sie von der Bildfläche. Am 3. April wanderte der Planet durch den offenen Sternhaufen der Plejaden, am 17. begegnet er Aldebaran, dem Hauptstern im Stier.

Während Merkur unbeobachtbar bleibt, strahlt Mars die ganze Nacht nahe Regulus im Löwen. Jupiter im Widder zieht sich vom Abendhimmel zurück. Ende des Monats geht er schon eine knappe Stunde nach der Sonne unter; am 22. April erhält der Riesenplanet noch einmal Besuch von der schmalen Sichel des zunehmenden Mondes. Saturn gelangt am 15. April in Opposition, leuchtet also von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang als heller, gelber "Stern" im Bild Jungfrau; schon ein kleines Teleskop zeigt sein markantes Ringsystem. Uranus und Neptun sind nicht zu sehen.

Die Sternschnuppen der nächsten Wochen stammen überwiegend von den Virginiden (Maximum am 12. April), den Sigma-Leoniden (16. April) und den Lyriden (21. April). Der Fahrplan des Erdbegleiters: Ostervollmond am 6., Letztes Viertel am 13., Neumond am 21. und Erstes Viertel am 29. April.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: