Süddeutsche Zeitung

Sternenhimmel im April:Saturn gegen Sonne

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Im April steht der Ringplanet in Opposition zum Zentralgestirn und glänzt nachts als heller Stern.

Helmut Hornung

Die Quizfrage: Wie weit kann man mit bloßem Auge blicken? Die Antwort: Etwa zweieinhalb Millionen Lichtjahre. So weit ist die Andromedagalaxie entfernt, die sich an klaren Herbstabenden als verwaschenes Fleckchen zeigt.

Aber den Entfernungsrekord für Amateurastronomen hält ein anderes Objekt. Ein mittelgroßes Fernrohr mit 20 Zentimeter Spiegel- oder Linsendurchmesser zeigt im Sternbild Jungfrau einen schwachen, unscheinbaren Stern - und verschiebt den Horizont damit um das Tausendfache.

Hinter dem Objekt mit der Bezeichnung 3C273 verbirgt sich ein kosmisches Kraftwerk, das unablässig unvorstellbare Energiemengen produziert. Das wissen die Forscher aber erst seit Anfang der 1960er Jahre. Damals fand Maarten Schmidt heraus, dass 3C273 sowie weitere dieser "quasi-stellaren Radioquellen" extrem hell leuchten müssen, um angesichts ihrer großen Distanz zur Erde überhaupt sichtbar zu sein.

Angetrieben wird ein solcher Quasar von einem mehrere Milliarden Sonnenmassen schweren Schwarzen Loch. Es sitzt im Zentrum eines jungen Milchstraßensystems und zieht aufgrund seiner gewaltigen Gravitationskraft Gas und Sterne aus der Umgebung an. Die Materie verschwindet nicht einfach in dem Schlund, sondern sammelt sich in einer rotierenden Scheibe. Senkrecht dazu schießt eine magnetische Schleuder zwei jeweils Hunderttausende Lichtjahre lange Gasbündel ins All; diese Jets wiederum senden Radio- und Röntgenwellen aus, leuchten aber auch im sichtbaren Licht.

Die Helligkeit von Quasaren schwankt, bisweilen sogar innerhalb von Minuten. Die Astronomen glauben, dass sie in einem solchen Fall direkt in eine Jet-Röhre schauen - bis hinunter auf den Motor der zentralen Kraftmaschine nahe des Schwarzen Lochs. Blazare, wie diese Objekte heißen, zählen zur Klasse der aktiven galaktischen Kerne, die vor allem das junge Universum bevölkerten.

Den Quasar in der Jungfrau spüren sicher nur versierte Amateure auf. Ein anderes Objekt in dem Sternbild dagegen lässt sich mit bloßem Auge erspähen: Saturn. Der Ringplanet gelangt am 4. April in Opposition zur Sonne und glänzt die ganze Nacht über als heller Stern. Schon kleine Fernrohre zeigen die abgeplattete Saturnscheibe, die inmitten des Rings sitzt; dieser erscheint wegen der derzeit geringen Neigung recht schmal. Alle anderen großen Planeten bleiben unsichtbar. Einzig Venus prangt noch bis zur Monatsmitte am morgendlichen Osthimmel, danach entzieht sie sich immer mehr den Blicken.

In den nächsten Wochen sind drei Sternschnuppenströme zu erleben: Die Virginiden erreichen um den 12. April ihr Maximum, die Sigma-Leoniden um den 17. April, und zwischen 16. und 25. April flitzen die Lyriden über das Firmament. Der Fahrplan des Erdtrabanten: Neumond am 3., erstes Viertel am 11., Vollmond am 18. und letztes Viertel am 25. April.

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Quelle:
SZ vom 31.03.2011
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