Sternenhimmel im April:Kuhfladen auf dem Mond

Sternenhimmel April 2014

Sternenhimmel um 23.30 Uhr Anfang April, 21.30 Uhr Ende April 2014

(Foto: Martin Rothe)

Vom Fuchs gebissen oder von Kuhfladen übersät: Um den Mond ranken sich zahlreiche Legenden. Auch sonst lässt sich im April am Nachthimmel viel entdecken.

Von Helmut Hornung

Gütig lächelnd, traurig oder finster dreinschauend - so begegnet uns der Mond in unzähligen Kinderbüchern. Dabei hat die Personalisierung des Himmelskörpers eine lange Tradition. Schon vor Jahrtausenden brachten ihn die Menschen mit Göttern - meist weiblichen - in Verbindung. Ob als Isis bei den Ägyptern, Selene bei den Griechen oder Luna bei den Römern, stets kam dem Mond eine besondere mythologische Bedeutung zu. Tatsächlich ist er neben der Sonne das auffälligste Gestirn am Firmament, andererseits erkannten die frühen Kulturen seinen Wert für die Zeitmessung. Die Phasen wiederholen sich in regelmäßigem Zyklus, und die Worte "Mond" und "Monat" weisen in den indogermanischen Sprachen uralte gemeinsame Wurzeln auf. Noch im 17. und 18. Jahrhundert wurde zum Beispiel der Juni als "Brachmond", der April als "Ostermond" bezeichnet.

Bald hatte der Erdtrabant seinen Platz als feste Größe im Kalender. Allerdings lassen sich Sonnen- und Mondjahr nicht zur Deckung bringen, zwölf Mondmonate ergeben ungefähr 354 Tage und damit im Vergleich zum Sonnenjahr um elf zu wenig. Um diesen Lunisolarkalender einigermaßen zu synchronisieren, führten die Babylonier Schaltmonate ein. Noch heute spielt der Mond im Islam eine große Rolle: Beginn und Ende des Ramadan werden durch die erste Sichtung der schmalen Sichel bestimmt, wie sie jeweils kurz nach Neumond über dem Westhorizont in der Dämmerung auftaucht. Und seit dem Konzil von Nicäa im Jahr 325 feiern die Christen ihr Osterfest am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling. Heuer tritt der Ostervollmond am 15. April ein.

Mythen und Legenden um den Mond

Von der frühen Beobachtung und Verehrung des Mondes zeugen etwa die Darstellung auf der Himmelsscheibe von Nebra oder die Tempelanlage des Nanna in Ur, eine der ältesten Städte der Welt. Und bei allen Völkern existieren Mythen, die das gefleckte Aussehen ebenso thematisieren wie die ständig wechselnde Gestalt. So heißt es aus Indien, Sonne und Mond seien glücklich verheiratet gewesen bis zu dem Tag, da die Sonne ihrem Ehemann keine Hitze mehr spenden wollte. Im Streit warf sie den Mond kurzerhand in einen Teich; seither zeigt er sein mit Schlamm verspritztes Antlitz nur noch nachts.

Die Peruaner glaubten, der Trabant sei von einem Fuchs gebissen worden, die Rumänen meinten, er sei von Kuhfladen verunstaltet. Man sah in ihm einen Hasen, einen Mann mit Reisigbündel auf dem Rücken oder, wie eine südchinesische Legende berichtet, eine Frau, die das Lebenselixier ihres Mannes gestohlen und dann auf den Mond geflüchtet ist. Auch die antiken Naturforscher beschäftigten sich mit dem Himmelskörper: Plutarch etwa hielt die dunklen Flecken für Meere, die hellen Regionen für Länder. Und Galileo Galilei, der den Mond als einer der Ersten durchs Teleskop betrachtete, teilte die Ansicht der alten Naturphilosophen, wonach der Mond eine Art zweite Erde sei.

Mars in Sicht

Während Merkur, Uranus und Neptun im April unsichtbar bleiben, glänzt Venus noch als Morgenstern vor Sonnenaufgang im Osten. Mars im Sternbild Jungfrau gelangt am 8. April in Opposition, zeigt sich also die ganze Nacht über. Am 14. April erreicht er mit 92,4 Millionen Kilometern seinen geringsten Abstand zur Erde; allerdings geht es deutlich näher, bei der Opposition Ende Juli 2018 werden uns vom Roten Planeten nur noch 57,6 Millionen Kilometer trennen. Jupiter in den Zwillingen dominiert die erste Nachthälfte. Saturn in der Waage klettert um die Monatsmitte gegen 22.30 Uhr über den Horizont.

Die Lyriden erreichen am 22. April ihr Maximum, stündlich bis zu 20 Sternschnuppen flitzen dann über den Himmel. Die Virginiden (10. April) sowie die Sigma-Leoniden (17. April) dagegen fallen kaum auf. Der Fahrplan des Erdtrabanten: Erstes Viertel am 7., Vollmond am 15., Letztes Viertel am 22. und Neumond am 29. April. Die totale Mondfinsternis am 15. April entgeht uns in Mitteleuropa ebenso wie die Ringförmige Sonnenfinsternis am 29. April.

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