Süddeutsche Zeitung

Sternenhimmel:Galaktisches Festmahl

Im Zentrum der Milchstraße befindet sich ein Schwarzes Loch. Noch darbt das Massemonster - Nahrung, die es verschlingen könnte, war bisher nicht in Sicht. Das wird sich in den nächsten Monaten ändern. Und was ist im Mai zu sehen?

Von Helmut Hornung

Die Milchstraße klettert im Lauf des Monats während der Nachtstunden immer höher. Schon erscheinen im Osten die Sternbilder Skorpion, Adler und Schwan, durch die sich das schimmernde Band zieht.

Es ist Teil unserer Galaxis, die 200 Milliarden Sterne - einer davon ist die Sonne - sowie Gas- und Staubnebel beherbergt. Im 26.000 Lichtjahre entfernten Zentrum der Milchstraße, von uns aus gesehen in Richtung Schütze, steckt ein Schwarzes Loch.

Nicht weniger als vier Millionen Sonnenmassen konzentrieren sich dort in einer Region von der Größe unseres Planetensystems. Das Gebilde ist hinter dichten Schleiern kosmischer Materie verborgen. Selbst auf Bildern von Infrarot-Teleskopen, die den Nebel zu durchdringen vermögen, bleibt es unsichtbar.

Die Forscher haben aber überzeugende Indizien gesammelt, dass es tatsächlich existiert. So etwa beobachten sie zwei Sterne, die auf eiförmigen Bahnen mit Geschwindigkeiten von mehreren Millionen Kilometern pro Stunde in 16 und 11,5 Jahren um das galaktische Zentrum rasen. Eine magische Kraft scheint sie anzutreiben. Diese Kraft ist die Gravitation. Sie lässt auch die Erde um die Sonne laufen, muss im Fall der beiden Sterne S0-2 und S0-102 aber gigantisch groß sein.

Noch darbt das Massemonster in der Milchstraße. Nahrung, die es verschlingen könnte, war bisher nicht in Sicht. Das wird sich in den nächsten Monaten ändern. Eine Gaswolke von ungefähr drei Erdmassen nimmt Kurs auf das Schwarze Loch und wird ihm bald sehr nahe kommen.

Noch rätseln die Astronomen, ob in der galaktischen "Speise" ein Stern steckt. Ebenso wenig kennen sie den exakten Zeitpunkt der größten Annäherung und damit den Beginn des Festmahls. Das, so prophezeien die Forscher, wird drei Gänge umfassen: Zunächst wirbeln die Gezeitenkräfte der Schwerkraftfalle das Wolkengas durcheinander und ziehen es zu Spaghettifäden auseinander; ein paar Wochen später sammelt sich die Materie in einer Scheibe um das Schwarze Loch, ähnlich Wasser um den Badewannenabfluss; irgendwann verschwindet dann die Materie hinter dem sogenannten Ereignishorizont und damit aus unserer Welt.

Während des gesamten Diners sollten die Astronomen die "Ess- und Verdauungsgeräusche" registrieren - in Form von Strahlung in unterschiedlichen Spektralbereichen, im Röntgenlicht ebenso wie bei Radiowellen. Außerdem sollte das kosmische Mahl die einzigartige Gelegenheit bieten, Effekte der Allgemeinen Relativitätstheorie in der Natur zu studieren. Denn das schwarze Herz der Milchstraße zieht nicht nur Materie an, sondern es verbiegt förmlich die Raumzeit.

Merkur zeigt sich am 23. Mai erstmals in der Dämmerung dicht über dem nordwestlichen Horizont; er geht gegen 22.30 Uhr unter. Zwei Tage später begegnet er der hell strahlenden Venus, die jetzt in ihre Rolle als Abendstern schlüpft. Und am 27. Mai kommt es auch noch zu einer engen Begegnung mit Jupiter. Das Rendezvous der drei Planeten lässt sich am besten mit einem Fernglas verfolgen.

Während sich Mars ebenso unbeobachtbar am Taghimmel aufhält wie Uranus und Neptun, prangt Saturn als heller "Stern" die ganze Nacht über am Himmel; am 14. Mai wandert der Ringplanet von der Waage in die Jungfrau. Die Eta-Aquariden flitzen während der ersten drei Maiwochen über das Firmament. Ihr Maximum mit stündlich bis zu 40 Sternschnuppen erreichen sie am 4. Mai.

Weniger spektakulär fallen die Scorpius-Sagittarius-Meteore aus, deren Höhepunkt um den 20. Mai eintritt. Der Fahrplan des Erdtrabanten: Letztes Viertel am 2., Neumond am 10., Erstes Viertel am 18., Vollmond am 25. und erneut Letztes Viertel am 31. Mai.

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SZ vom 02.05.2013/mcs
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