Sterbestatistik für Deutschland:Mehr als eine Million Todesfälle im Jahr 2021

Sterbestatistik für Deutschland: Die Zahl der Todesfälle in Deutschland war 2021 höher als in den Vorjahren.

Die Zahl der Todesfälle in Deutschland war 2021 höher als in den Vorjahren.

(Foto: Robert Michael/dpa)

Die Sterbezahlen erreichten im vergangenen Jahr ein Rekordhoch. Das liegt aber nicht nur an der Pandemie.

Von Sophie Menner und David Wünschel

Im vergangenen Jahr sind in Deutschland rund 1 017 000 Menschen gestorben. Das geht aus einer vorläufigen Auswertung des Statistischen Bundesamts hervor. Damit ist die Zahl der jährlichen Todesfälle zum zweiten Mal in Folge stark gestiegen: 2019 starben 939 520 Menschen, 2020 waren es 985 571. Im Vergleich zu den Jahren 2017 bis 2020 liegt die Übersterblichkeit bei etwa sieben Prozent. Da erfahrungsgemäß in den ersten Wochen eines Jahres noch einige Todesfälle nachgemeldet werden, hat das Statistische Bundesamt die Zahl für das Jahr 2021 mit einem Schätzverfahren berechnet. Die endgültige Zahl wird sich in den kommenden Wochen wohl noch leicht verändern.

Erstmals seit 1946 liegt die Zahl der Todesfälle auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland dem Statistischen Bundesamt zufolge somit bei über einer Million. Die Daten legen nahe, dass dies unter anderem mit der Pandemie zusammenhängt. Am höchsten war die Übersterblichkeit im Januar (25 Prozent) und im Dezember (22 Prozent), also in zwei Monaten, in denen das Robert-Koch-Institut (RKI) besonders viele Todesfälle mit Covid-19-Infektionen meldete. Demzufolge starben im Januar 2021 etwa 107 000 Menschen, in den Jahren 2017 bis 2020 waren es im Mittel nur etwa 85 000 gewesen. Im Dezember starben rund 100 000 Menschen, etwa 18 000 mehr als in den Vorjahren.

Besonders hoch ist die Übersterblichkeit bei jenen Bevölkerungsgruppen, die von der Pandemie am stärksten betroffen sind. So gab es in der Altersgruppe ab 80 Jahren etwa 13 Prozent mehr Todesfälle als im Mittel der Vorjahre, bei den unter 80-Jährigen waren es 2,8 Prozent mehr. Außerdem starben auffällig viele Menschen in den Bundesländern, die hohe Inzidenzen vermeldeten: In Sachsen lag die Übersterblichkeit zwischen Januar und Mitte Dezember bei 13 Prozent, in Thüringen sogar bei 16 Prozent. Im November starben in diesen beiden Bundesländern fast doppelt so viele Menschen wie im Mittel der Vorjahre.

Bei der Interpretation der Daten müssen einige Faktoren berücksichtigt werden. Zumindest ein Teil der Übersterblichkeit lässt sich mit der wachsenden Bevölkerung und dem demografischen Wandel erklären: Aufgrund der alternden Gesellschaft rechnen Statistiker jedes Jahr mit einer Zunahme der Todesfälle um ein bis zwei Prozent. Im Vergleich zu 2019 wäre also beispielsweise eine Übersterblichkeit von zwei bis vier Prozent erwartbar gewesen, tatsächlich lag sie aber bei acht Prozent.

Zugleich ist die Zahl der Menschen, die an anderen Infektionskrankheiten als dem Coronavirus sterben, seit Beginn der Pandemie zurückgegangen. Im Winter 2017/2018 führte eine schwere Grippewelle noch zu einer Übersterblichkeit von 25 000 Todesfällen. Im vergangenen Winter fiel die Grippewelle dann fast komplett aus. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Entwicklung mit den Corona-Maßnahmen zusammenhängt. Sie könnte auch der Grund dafür sein, dass die Sterbefallzahlen in den Monaten Februar und März 2021 geringer waren als in denselben Monaten zwischen 2017 und 2020.

In den restlichen Monaten lag die Mortalität hingegen über dem Niveau der Vorjahre. Während die erhöhten Sterbefallzahlen im Juni (plus acht Prozent) mit einer Hitzewelle zusammenfielen, gingen sie im November (plus 21 Prozent) und Dezember (plus 22 Prozent) mit der vierten Corona-Welle einher. Insgesamt sind 2021 rund 70 000 Menschen mehr gestorben als im Mittel der Vorjahre; das RKI meldete derweil 63 190 Todesfälle mit Covid-19-Infektionen. Die beiden Hauptgründe für die Übersterblichkeit sind demnach vermutlich die Pandemie und die alternde Gesellschaft.

Ein Blick auf andere Länder zeigt, dass Deutschland keine Ausnahme ist. Dem Statistischen Amt der EU zufolge lag die Übersterblichkeit im EU-Raum im Vergleich zu den Jahren 2016 bis 2019 im Januar 2021 bei 16 Prozent, im April bei 21 Prozent und im Oktober bei 17 Prozent. Zwischen März 2020 und Oktober 2021 starben rund 1,03 Millionen EU-Bürger mehr als im Mittel der Vorjahre.

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