Süddeutsche Zeitung

Steinzeit-Mord:Ötzi starb einen schnellen Tod

Schweizer Wissenschaftler haben die Todesursache der Gletschermumie Ötzi endgültig geklärt: Ein Pfeil hatte eine lebenswichtige Arterie durchbohrt - leiden musste der Steinzeitmann aber nicht.

Ein Forscherteam des Anatomischen Instituts der Universität Zürich hat nach eigenen Angaben die Todesursache des Steinzeitmannes "Ötzi" ermittelt. Mittels modernster Computertomographie konnte die Verletzung einer großen schulternahen Arterie nachgewiesen werden. Damit ist die Todesursache der weltberühmten Gletschermumie wohl definitiv geklärt.

An Ötzi, dem einmalig gut erhaltenen Eismann aus dem Spätneolithikum, der 1991 im Südtirol auf 3.210 Meter über Meer gefunden wurde, sind schon zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt worden. 2005 wurde die Gletschermumie von Frank Rühli vom Anatomischen Institut der Universität Zürich in engster Zusammenarbeit mit Eduard Egarter Vigl, Pathologe und Konservierungsbeauftragter am Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen, sowie von zwei Forschern der Radiologischen Abteilung des Zentralkrankenhauses Bozen mit einem modernsten Multislice-Computertomographen (CT) in Südtirol untersucht. Die Resultate des italienisch-schweizerischen Forscherteams ist im Journal of Archaeological Science online nachzulesen.

Die CT-Bildanalyse zeigte eine Verletzung der rückseitigen Wand der linken Schlüsselbeinarterie durch die schon früher entdeckte Pfeilspitze, die im Brustraum stecken geblieben war. Außerdem zeigte die Bildanalyse einen großen Bluterguss in den umliegenden Geweben.

Damit sei die Todesursache der weltweit berühmtesten Gletschermumie wohl definitiv geklärt, meint der Schweizer Forscher Rühli. Der Einbezug historischer und moderner Daten zur Überlebenswahrscheinlichkeit nach einer so schwer wiegenden Verletzung ließen den eindeutigen Schluss zu, dass Ötzi an dieser Verletzung innerhalb kurzer Zeit gestorben sei.

Die nicht-invasive CT-Untersuchung ermöglichte die Diagnose der Todesursache ohne eine zerstörende Autopsie. Wie Rühli weiter sagte, werden zurzeit die nun besser erklärbaren Todesumstände sowie der Fundsituation von Ötzi weiter gehend untersucht und die Resultate in Kürze ebenfalls veröffentlicht.

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