Süddeutsche Zeitung

Sprache:Ein herzliches Bonjour

Die Melodie der Stimme verrät so manches über den Menschen. Französische Forscher haben herausgefunden, wie unterschiedlich ein einfaches "Bonjour" wirken kann.

Von Jing Wu

Zwischen einer sympathischen und einer weniger sympathischen Begrüßung liegt manchmal nur eine kleine Änderung in der Stimmlage. Französische Wissenschaftler haben untersucht, wie Probanden die Begrüßung "Bonjour" bewerten, je nachdem, in welcher Tonlage sie ausgesprochen wird. Der Mensch schreibe seinem Gegenüber bestimmte Charaktereigenschaften zu, die er mit der Akustik des Gesagten verbindet, erklären die Forscher im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences. Der Ton macht also nicht nur die Musik, sondern den ganzen Menschen. Für ihre Studie entwickelten die Forscher die Computersoftware Cleese, welche aus einem aufgenommenen Wort Tausende Varianten erstellt, die sich nur in der Wortmelodie unterscheiden. Französische Muttersprachler hörten sich die Audiodateien des Wortes "bonjour" an und zogen daraus Rückschlüsse auf den Charakter des Sprechers. Um entschlossen zu wirken, sei es zum Beispiel wichtig, die Betonung auf die zweite Silbe zu legen und mit der Stimmlage nach unten zu gehen. Um Vertrauen beim Gegenüber zu wecken, sollte man die Stimme zum Ende des Wortes hin anheben. Die Ergebnisse waren unabhängig vom Geschlecht des Sprechers oder Hörers. Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler Sprachmelodien von Sätzen untersuchen.

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Quelle:
SZ vom 28.03.2018
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