Space Shuttle Atlantis:Letzter Flug ins All

Die US-Raumfähre Atlantis bricht heute Abend zu ihrer letzten Mission ins All auf - und läutet damit das Ende der Space-Shuttle-Ära ein.

Heute wird das US-Space-Shuttle Atlantis nach 25 Jahren und 31 Flügen ins All seine letzte Mission antreten.

Atlantis, dpa

Cape Canaveral: Das Space Shuttle Atlantis vor seinem letzten Flug ins All.

(Foto: Foto: dpa)

Noch einmal muss es den extremen Belastungen standhalten, die so ein Weltraumflug mit sich bringt. Dann, nach voraussichtlich zwölf Tagen im All, darf es endlich in den verdienten Ruhestand.

Um 20.20 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll die US-Raumfähre vom Weltraumbahnhof in Cape Canaveral, Florida, zu ihrem finalen Einsatz aufbrechen.

Das Shuttle soll mit fünf amerikanischen und einem britischen Astronauten an Bord ein russisches Forschungsmodul und weitere Ausrüstung zur ISS transportieren. Außerdem sind drei Außeneinsätze geplant, bei denen die Crew unter anderem Ersatzteile installieren und Batterien an der Solaranlage wechseln wird.

Das Ende der Shuttle-Ära

Der Flug dient auch der Vorbereitung auf die Zeit nach den letzten Flügen der Raumfähren Atlantis, Endeavour und Discovery, die im Novemeber "eingemottet" werden.

In den darauffolgenden Jahren wird die ISS dann nur noch über russische Sojus-Kapsel zu erreichen sein. Im Gegensatz zu den Shuttles kann mit diesen aber kaum schwere Last oder sperriges Werkzeug transportiert werden.

Bis zum geplanten Ende der Shuttle-Ära im November gilt es daher noch wichtige Fracht zur Internationalen Raumstation ISS zu schaffen. Die Mission STS-124 der Atlantis werde aber sein wie jede andere auch, meint Nasa-Kommandant Ken Ham, der der letzte Chef einer Atlantis-Crew ist.

"Diese unglaubliche Maschine hat so viel für die Menschheit geleistet, dass ich nicht weiß, wie ich es beschreiben soll", sagt Ham.

Und tatsächlich, die OV-104, wie die Atlantis in "Nasa-Sprache" heißt hat seit Mitte der 80-er viel geleistet. Schon der Jungfernflug des Shuttles am 3. Oktober 1985 war ein wichtiger Spezialauftrag der US-Regierung.

Bindeglied der russisch-amerikanischen Zusammenarbeit

Das Space-Shuttle sollte heimlich zwei Kommunikationssatelliten in die Erdumlaufbahn befördern. Über den ersten Flug verhängte die Nasa sogar eine Nachrichtensperre, um den Erzfeind Sowjetunion im Dunkeln zu lassen.

Die Ironie der Geschichte wollte es, dass ausgerechnet die Atlantis später auserkoren wurde, ein entscheidendes Bindeglied der russisch-amerikanischen Zusammenarbeit im Weltraum zu werden.

So war sie die erste US-Raumfähre, die 1995 an der russischen Raumstation Mir andockte, sechs weitere Male besuchte sie den ehemaligen Gegner im All.

1989 war die Atlantis auch das erste Shuttle, das Raumsonden ins All transportierte. Sie schickte Magellan und Galileo auf ihre Reisen zur Venus und zum Jupiter, von wo sie bedeutende Bildaufnahmen und Kartierungen lieferten.

"Besser als zuvor"

Ebenso aufsehenerregend war, wie Atlantis- Astronauten im vergangenen Jahr das Weltraumteleskop Hubble reparierten. Die Besatzung der Atlantis schaffte es mehrere defekte Teile des Teleskops auszutauschen. Nasa-Wissenschaftler schwärmten danach sogar, dass Weltraumteleskop funktioniere jetzt "besser als zuvor".

Und auch die deutsche Raumfahrt hat Bekanntschaft mit der Atlantis gemacht. Der Transporter hievte 2008 das maßgeblich in Bremen entwickelte europäische Labor-Modul Columbus mit dem Astronauten Hans Schlegel an Bord der ISS

Unter ihren beiden noch aktiven Geschwistern Discovery und Endeavour gilt die Atlantis als echter Lastesel. Sie ist gut 37 Meter lang und hat an ihrer breitesten Stelle einen Umfang von fast 24 Metern. Das maximale Startgewicht: mehr als 100 Tonnen, ein Viertel davon Fracht.

Allerdings ist sie nicht so ausdauernd wie die anderen Shuttles. Ihr fehlt ein Anschlusskabel für die Solarstromanlage der ISS. Nachtanken ist somit ausgeschlossen, nach zwei Wochen muss sie zur Erde.

Am 26. Mai, dem voraussichtlichen Datum ihrer Rückkehr zur Erde, kommt die Atlantis aber nicht direkt aufs Abstellgleis.

Bis zum allerletzten Flug im Shuttle-Programm, der voraussichtlich im November stattfinden wird, bleibt sie im Dienst. Als Ersatzflieger, der ausrücken müsste, falls die Crew eines anderen Shuttles im Weltall Probleme bekommt.

Mit dem letzten Flug der Atlantis wird langfristig auch das Ende der bemannten Raumfahrt in den USA eingeläutet.

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