Süddeutsche Zeitung

Sozialverhalten:Fairness entwickelt sich erst im Schulalter

Selbstlosigkeit ist kleinen Kindern noch fremd. Erst Schulkinder können offenbar auch die Bedürfnisse anderer gut wahrnehmen - und entsprechend handeln.

Wenn Kinder ihren Geschwistern oder Freunden von ihren Bonbons abgeben, schwillt manches Elternherz vor Stolz: Irgendwas ist in der Erziehung richtig gelaufen. Ein Gefühl für Fairness beim Teilen aber entwickeln Kinder erst mit sieben bis acht Jahren, wie jetzt Wissenschaftler aus Zürich und Erfurt erkannt haben ( Nature, Bd.454, S.1079, 2008).

Sie haben 229 Schweizer Kinder zwischen drei und acht Jahren drei Spiele spielen lassen, in denen es um das Teilen von Bonbons ging. Stets war der Partner nur als Foto anwesend, die Kinder mussten also keine Folgen ihrer Wahl fürchten.

Bei zwei Spielen bekam das Kind auf jeden Fall genau eine Süßigkeit, egal ob es sich entschied, dass sein Partner keine, eine oder zwei erhielt. Fairness kostete sie also nichts, aber erst die sieben- bis achtjährigen bestanden in vier von fünf Fällen auf eine egalitäre Verteilung, jüngere Kinder zeigten keine Präferenz.

Beim dritten Spiel sollten die Kinder zwei Bonbons aufteilen, hier kostete Fairness die kleinen Testpersonen also etwas. Von den ältesten Kindern entschieden sich nun immerhin 45 Prozent, dem Partner ein Bonbon abzugeben - aber nur wenn er zur eigenen Schulklasse gehörte: Fremden Kindern gegenüber waren die Achtjährigen sogar geiziger mit Süßigkeiten als die Dreijährigen.

Besonderen Eindruck auf die Forscher machten Einzelkinder, die oft als egozentrisch gelten: Sie teilten weitaus freigiebiger als Kinder mit Geschwistern.

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Quelle:
SZ vom 28.08.2008/cris/gal
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