Soziale Netzwerke:Gute Freunde, langes Leben

Freundschaften verlängern das Leben. Das gilt nicht nur für Menschen. Auch bei Pavianen helfen gute Sozialkontakte offenbar bei der Stressbewältigung und wirken sich positiv auf die Gesundheit aus.

Wer gute Freunde hat, hat auch eine höhere Lebenserwartung. Diesen Zusammenhang, den man beim Menschen schon länger kennt, haben Biologen nun auch bei Pavianen entdeckt.

Paviane

Pavianweibchen, die sich immer von denselben Artgenossinnen das Fell pflegen lassen, leben länger.  

(Foto: dpa)

Wie US-Wissenschaftler im Fachblatt Current Biology berichten, leben bei diesen Affen Weibchen mit stabilen sozialen Beziehungen länger als Artgenossinnen, deren Sozialkontakte häufig wechseln.

Das Forschungsteam um die Anthropologin Joan Silk von der University of California in Los Angeles beobachtete 16 Jahre lang eine Gruppe wilder Paviane in der Savanne von Botswana. Der Kolonie gehörten durchschnittlich 27 erwachsene Weibchen mit einem Alter von mindestens fünf Jahren an.

Zwar lebten ranghohe Tiere in dem streng hierarchisch gegliederten Sozialverband länger als Artgenossinnen mit niedrigem Status. Zur Überraschung der Forscher hatte jedoch die Stabilität der sozialen Kontakte einen noch größeren Einfluss auf die Lebenserwartung.

Jene Pavianweibchen, die sich ihr Fell bevorzugt von denselben Artgenossinnen pflegen ließen, lebten länger als jene, die sich mit ständig wechselnden Partnerinnen lausten. Der Rang eines Weibchens hatte auf die Qualität der Freundschaft keinerlei Einfluss.

Bislang hatte man angenommen, dass die Lebenserwartung der Affen vor allem von der Bedrohung durch natürliche Feinde wie Löwen oder Leoparden abhängt. Aber die sozialen Kontakte scheinen eine mindestens genauso wichtige Rolle zu spielen. Enge Kontakte, so vermuten die Anthropologen, senken den Stress der Tiere.

Dies könnte sich positiv auf den Hormonhaushalt, den Herzkreislauf-System oder das Immunsystem auswirken. Eine andere Möglichkeit sei, dass die sozial gut vernetzten Affen weniger leicht Raubtieren zu Opfer fallen, weil sie sich häufiger in der Nähe ihrer Artgenossen aufhalten.

Die Wissenschaftler sind sich sicher, dass es eine Parallele zwischen Pavianen und Menschen gibt: "Freunde sind für uns und auch für Pavianweibchen wichtig - vielleicht sogar aus den gleichen Gründen", vermutet Silk. "Unsere Resultate ähneln frappierend jenen Studien, denen zufolge soziale Beziehungen auch beim Menschen die seelische und körperliche Gesundheit sowie die Lebenserwartung beeinflussen."

Die Wissenschaftler vermuten, dass das Bedürfnis nach Freundschaft das Ergebnis eines langen Evolutionsprozesses darstellt.

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