Klima:Heißester Sommer weltweit seit Beginn der Messungen

Lesezeit: 2 Min.

Ein Bauarbeiter mit einem Gasbrenner beim Bau eines Mehrfamilienhauses vor der aufgehenden Sonne. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Der Nordhalbkugel-Sommer 2024 war laut dem Klimadienst Copernicus global und in Europa der wärmste je erfasste. Auch in Deutschland war es zu warm.

Von Marlene Weiß

Der Nordhalbkugel-Sommer 2024 war weltweit und in Europa der heißeste je erfasste, teilt der europäische Klimadienst Copernicus mit. Mit global 0,69 Grad Celsius über dem Durchschnitt von 1991 bis 2020 waren die drei Monate Juni, Juli und August demnach noch einmal minimal wärmer als im bisherigen Rekordjahr 2023. Auch die Meerestemperaturen bleiben nach wie vor ungewöhnlich hoch: Seit April 2023 sind sie durchgehend weit über allem, was jemals vorher gemessen wurde, im August 2024 lagen sie nur knapp unterhalb des Rekordwertes vom August 2023. Die Gründe für diesen Sprung sind noch immer unklar.

In Europa stach der Sommer noch mehr heraus: 1,54 Grad Celsius wärmer als im langjährigen Mittel war der Sommer, ganze 0,2 Grad über dem bisherigen Rekord von 2022. In weiten Teilen des Ostens und Südostens von Europa, etwa in Süditalien, Griechenland und Teilen der östlichen Adria, war der Sommer laut den Copernicus-Messdaten der heißeste je erfasste. Kühler als üblich war es nur vereinzelt, etwa in Irland und Schottland.

107 Grad Fahrenheit, fast 42 Grad Celsius, zeigt ein Schild schon Anfang Juni in Phoenix, Arizona an. (Foto: Justin Sullivan/Getty Images via AFP)

Das laufende Jahr dürfte global vor 2023 das wärmste je gemessene werden, schätzen die Copernicus-Forscher. Verhindern könnte das nur ein Temperatursturz um mindestens 0,3 Grad in den verbleibenden Monaten, was bislang jedoch noch nie beobachtet worden sei. Auch die Zwölf-Monats-Periode von September 2023 bis August 2024 ist – gleichauf mit den zwölf Monaten jeweils bis Juni und bis Juli 2024 – die wärmste je erfasste: Weltweit war es laut den Copernicus-Daten 1,64 Grad wärmer als zu vorindustriellen Zeiten.

Das ist deutlich über den 1,5 Grad Celsius, die im Pariser Klimavertrag als angestrebte Erwärmungsgrenze vereinbart wurden. Die verstehen sich zwar als langjähriger Wert, nicht als zeitweiliger Ausreißer, auch langfristig gilt es jedoch nicht mehr als realistisch, diese Grenze einzuhalten. Noch möglich ist es hingegen nach Ansicht von Experten, unterhalb von zwei Grad zu bleiben, das Mindestziel aus dem Paris-Vertrag. Mit der bisherigen Klimapolitik allerdings wäre die Welt laut Berechnung des Projekts Climate Action Tracker zum Ende des Jahrhunderts etwa auf 2,7-Grad-Kurs.

Heißester Juni und August, heißester Tag, heißester Nord-Sommer: Die Rekorde häufen sich

In den vergangenen drei Monaten habe die Erde den heißesten Juni und August, den heißesten Tag und den heißesten Nord-Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt, sagte Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service, laut einer Pressemitteilung. „Die temperaturbedingten Extremereignisse dieses Sommers werden nur noch intensiver werden, mit noch verheerenderen Folgen für die Menschen und den Planeten, wenn wir nicht dringend Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen ergreifen.“

In Deutschland brachte der diesjährige Sommer nach Angaben des deutschen Wetterdienstes DWD keinen neuen Rekordwert, aber auch hierzulande war es deutlich zu warm. Mit 0,9 Grad über dem langjährigen Mittel blieb der Sommer jedoch zurück hinter dem Jahrhundertsommer von 2003, der noch einmal 1,2 Grad wärmer war, auch 2018, 2019 und 2022 war es heißer als in diesem Sommer. Dass gleich drei der vier heißesten Jahre ausgerechnet in die jüngste Vergangenheit fallen, zeigt natürlich den Trend: Auch in Deutschland gehen die Temperaturen steil nach oben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKlimamigration
:„So Allah will, werde ich hier am Flussufer bleiben“

In Bangladesch müssen Menschen heute schon vor den Folgen des Klimawandels fliehen. Doch Daten zeigen: Sie bleiben ausgerechnet an dem Fluss, der ihnen alles nimmt. Warum? Unterwegs mit Forschern am Jamuna.

Von Benjamin von Brackel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: