Sich vermehren wie die Karnickel. Dieser Spruch über Kaninchen kommt nicht von ungefähr. Hasenartige (so heißt die zoologische Ordnung, zu der Hasen und Kaninchen gehören) haben in puncto Fortpflanzung tatsächlich entscheidende Vorteile gegenüber anderen Säugetieren.
Erstens reifen in ihnen, abgesehen von der kalten Winterzeit, laufend Follikel in den Eierstöcken heran. Meist wechseln sich zehn fruchtbare Tage mit ein, maximal zwei unfruchtbaren Tagen ab.
Zweitens muss die Paarung nicht in ein kurzes Zeitfenster nach dem Eisprung fallen, damit die Häsin (so werden Frau Feldhase und Frau Kaninchen tatsächlich genannt) trächtig wird. Der Grund hierfür ist die "induzierte Ovulation". Sie sorgt dafür, dass der Eisprung nicht irgendwann stattfindet, sondern erst durch den Akt der Begattung selbst ausgelöst wird. Das ist natürlich äußerst praktisch, wenn eine Schwangerschaft schnellstmöglich zustande kommen soll.
Bis zu sieben Würfe im Jahr
Drittens haben die Tiere nicht eine, sondern zwei eigenständige Gebärmütter, in die sich die befruchtete Eizelle einnisten kann - jede mit einem eigenen Muttermund in der Vagina. Als Konsequenz eines solchen "Uterus duplex" kann die Häsin noch vor der Geburt eines Wurfes erneut geschwängert werden. Dann trägt sie zwei Würfe parallel in sich - einen herangereiften und einen in einem sehr frühen Entwicklungsstadium.
So schaffen Hasenartige ihre sprichwörtlichen Reproduktionsraten. Frau Feldhase setzt pro Wurf zwei bis fünf kleine Langohren in die Welt. Bis zu vier Würfe schafft sie im Jahr. Frau Kaninchen bringt es bei idealen Voraussetzungen sogar auf auf sieben Würfe im Jahr. Und pro Wurf kommen fünf bis zehn Geschwisterchen zur Welt.
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