1. Verhärtung: Standpunkte versteifen zuweilen, prallen aufeinander. Zeitweilige Ausrutscher. Bewusstsein über bestehende Spannung fördert weitere Verkrampfung.
Wenn bereits Fahnen verbrannt werden, dann wird das Verhandeln schwierig.
(Foto: dpa)2. Debatte und Polemik: Polarisieren im Denken, Fühlen und Wollen. Es wird so getan, als ob rational argumentiert würde. Diskrepanz zwischen offiziellem ,,Oberton'' und dem, was im ,,Unterton'' gehört wird. Kampf um Überlegenheit.
3. Taten statt Worte: Die Überzeugung kommt auf, dass Reden nicht mehr hilft, vollendete Tatsachen werden geschaffen. Gegenseitige Fehldeutung der Taten, Konfliktbeschleunigung. Wir-Gefühl auf beiden Seiten, Meinungsdruck. Das Einfühlungsvermögen geht verloren.
4. Images und Koalitionen: Stereotype Images, Klischees über Wissen und Können, Fixierung auf Feindbilder. Parteien manövrieren einander in negative Rollen. Image-Kampagnen: Werben um Anhänger. Verdecktes Reizen und Sticheln.
5. Angriff und Gesichtsverlust: Öffentliche und direkte persönliche Angriffe, Ehre der Gegner wird besudelt. Polarisierung: Engel-Teufel. Inszenierte Entlarvung, Ausstoßung. Verlust der Außenwahrnehmung.
6. Drohung und Erpressung: Das Geschehen wird beherrscht von Drohungen. Selbstbindungs-Aktivitäten (,,Stolperdrähte''): Parteien manövrieren sich selbst in Handlungszwang. Ultimata steigern Stress.
7. Begrenzte Vernichtungsschläge: Denken in ,,Ding''-Kategorien. Keine menschliche Qualitäten werden mehr respektiert. Begrenzte Zerstörung als ,,passende Antwort''. Umkehrung von Werten und Tugenden: Der relativ kleinere eigene Schaden wird als ,,Gewinn'' gewertet.
8. Zersplitterung und Vernichtung: Alles ist auf den Zusammenbruch des feindlichen Systems ausgerichtet. Vitale Systemfaktoren des Feindes werden zerstört, wodurch das System unsteuerbar wird. Abschnüren der ,,Frontkämpfer'' vom ,,Hinterland''. Ziel: gänzliche Zerstörung.
9. Gemeinsam in den Abgrund: Kein Weg mehr zurück. Totale Konfrontation. Vernichtung des Feindes sogar zum Preis der Selbstvernichtung. Lust an Selbstzerstörung. Bereitschaft, die Umgebung und Nachkommen nachhaltig zu schädigen.
Quelle: Friedrich Glasl, Konfliktmanagement