Süddeutsche Zeitung

Sexualität:Erdmännchens Lotterleben

Die meisten Menschen halten Erdmännchen für putzig. Sie dürften mindestens erstaunt sein, welch ungeordneten Verhältnisse innerhalb der Sippen herrschen.

Der Großvater paart sich mit der Enkelin, der Onkel mit der Nichte und der Halbwüchsige mit seiner Halbschwester - bei den Erdmännchen in der südafrikanischen Kalahari sind solche Verhältnisse normal. Das haben genetische Untersuchungen an knapp 1600 Erdmännchen gezeigt, die zwischen 1993 und 2009 in der Wüste geboren wurden.

Erdmännchen organisieren sich in Gruppen von bis zu 50 Tieren, dabei leben oft mehrere Sippen nebeneinander. Die meisten der verwandten Geschlechtspartner stammten aus unterschiedlichen Gruppen.

Im Erbgut fast der Hälfte aller untersuchten Tiere fanden Biologen um Johanna Nielsen von der University of Edinburgh Hinweise auf Inzucht (Molecular Ecology, online).

Einige Tabus scheinen aber auch Erdmännchen zu kennen: Eltern paaren sich offenbar ebenso wenig mit ihren Kindern wie Vollgeschwister untereinander. Doch auch die Inzucht zwischen weiter entfernten Verwandten hat Folgen. So waren Inzucht-Nachkommen im Mittel kleiner, leichter und hatten ein höheres Risiko als Halbwüchsige zu sterben.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1369559
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 30.05.2012/kabl/beu
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.