Sentinel-Satellit gestartet:Europas Späher im All

Sentinel-1A, Copernicus

Sentinel-1A liefert hochauflösende Radar-Daten

(Foto: ESA/ATG medialab)

Vulkanausbrüche, Erdbeben, Überschwemmungen: All das sollen Europas Spähsatelliten des Copernicus-Programms erfassen. Nicht nur Rettungsmannschaften fiebern den Daten aus dem Orbit entgegen.

Für die Beobachtung der Erde aus dem All hat eine neue Ära begonnen: Vom europäischen Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guyana startete Donnerstagabend mitteleuropäischer Zeit der erste Satellit des europäischen Copernicus-Programms. Eine Sojus-Trägerrakete brachte Sentinel-1A in den Erdorbit. Der Satellit wird mit seinem High-Tech-Radar die Oberfläche der Erde abtasten.

Das Copernicus-Projekt soll Fernerkundungsdaten über Ozeane, Landflächen, Atmosphäre und Klimawandel sammeln. Diese Daten gehen an Behörden, Unternehmen und Bürger. Die Sentinel-Daten können aber auch bei Naturkatastrophen wie Überflutungen die Arbeit von Rettungskräften unterstützen, die Eismassen an den Polen erfassen oder Ölfilme auf den Ozeanen beobachten.

Sentinel-1A folgt eine ganze Flotte von Satelliten ins All nach, zunächst Sentinel-1B im kommenden Jahr. Nach dem europäischen Satelliten-Navigationssystem Galileo gilt Copernicus als zweites Flaggschiff der europäischen Weltraumpolitik. Die Bundesregierung finanziert rund ein Drittel des Programms.

Nutzen für den Katastrophenschutz

Die ersten beiden Sentinel-Satelliten werden unter anderem vulkanische Aktivitäten observieren, außerdem Erdbeben, Erdrutsche und Überschwemmungen. Zudem werden sie das Meer beobachten, um Behinderungen durch Meereis oder Ölverschmutzungen frühzeitig zu erkennen und damit die Schifffahrt sicherer zu machen.

Die Daten der Satelliten dürften sich bei Katastropheneinsätzen als ausgesprochen hilfreich erweisen. Denn wenn bei humanitären Hilfseinsätzen Informationen in kurzer Zeit benötigt werden, können die innerhalb von 60 Minuten verfügbaren Sentinel-1-Bilddaten die aktuelle Lage schnell abbilden. Auch trüben weder Tageszeit noch Wetter den Radar-Blick der Satelliten - bei Wolken und Regen kann das Radar an Bord ebenso etwas auf der Erde erkennen wie in der Dunkelheit.

Sind beide Sentinel-1-Satelliten im Erdorbit, erfassen sie innerhalb von sechs Tagen einmal die komplette Oberfläche des Planeten. Ihre Daten wandern an Bodenstationen rund um den Globus. In den Folgejahren starten dann weitere Satelliten des Copernicus-Programms: Die Sentinel-Missionen 2 bis 4 sollen die Erdoberfläche hochauflösend fotografieren, und die Temperatur der Meere bestimmen.

Mit Sentinel-5 soll ab 2021 ein Spektrometer vom Weltraum aus die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre durchleuchten, darunter den Gehalt an Spurengasen und Aerosolen. Beide Faktoren sind wichtig für das Klima und die Luftqualität.

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