Schweinegrippe-Vorbeugung:Vorwurf an ungeimpfte Ärzte

Ein Expertengremium bezichtigt Ärzte und Pfleger, verantwortungslos zu handeln, wenn sie sich nicht gegen das H1N1-Virus impfen lassen. Um Pannen bei der Massenimpfung geht es heute bei einem Impfgipfel.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) wirft Ärzten und Pflegern, die sich nicht gegen die Schweinegrippe impfen lassen, Verantwortungslosigkeit vor. Ein nicht geimpfter Arzt laufe Gefahr, "Patienten nicht zu heilen, sondern krank zu machen", sagte der Stiko-Vorsitzende Friedrich Hofmann der Neuen Osnabrücker Zeitung. Dies gelte auch im Fall einer sogenannten subklinischen Infektion, also wenn der Betroffene selbst keine Symptome feststelle.

Schweinegrippe-Vorbeugung: Ärger um die Schweinegrippe: Während mancherorts für Impfwillige kein Vakzin zur Verfügung steht, lassen sich manche Ärzte und Pfleger nicht impfen.

Ärger um die Schweinegrippe: Während mancherorts für Impfwillige kein Vakzin zur Verfügung steht, lassen sich manche Ärzte und Pfleger nicht impfen.

(Foto: Foto: ddp)

Auf das Urteil der Ständigen Impfkommission stützt sich das Robert-Koch-Institut bei seinen Impf-Ratschlägen, die es im Auftrag der Bundesregierung erteilt. Die Organisation Transparency International wirft der Kommission jedoch vor, aufgrund ihrer Verbindungen zur Pharmaindustrie womöglich nicht ganz unabhängig zu urteilen.

Hofmann verteidigte das Impfen mit einem Impfstoff, der die umstrittenen Wirkverstärker enthält: "Von Impfstoffen gegen Papillomaviren wissen wir, dass solche Stoffe wesentlich breiter gegen Verwandte des ursprünglichen Erregers wirken", betonte er. Und bisher habe noch jedes Grippevirus Nebenformen entwickelt. Außerdem lasse sich durch den Einsatz von Wirkverstärkern wesentlich mehr Impfstoff in kürzerer Zeit gewinnen.

Kurz vor dem von Gesundheitsminister Philipp Rösler einberufenen Impfgipfel an diesem Mittwoch in Berlin, bei dem über Engpässe bei der Schweinegrippe-Impfung gesprochen werden soll, forderte Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Gerlinde Kuppe (SPD) von der Pharmabranche klare Aussagen zur Verfügbarkeit des Schweinegrippe-Impfstoffs.

Als mindestes Ergebnis des Treffens bräuchten die Länder eine verlässliche Perspektive, wann welche Menge an Impfstoff in den einzelnen Regionen zu erwarten sei, sagte Kuppe im Deutschlandfunk. Sie erwarte nicht, dass die ursprünglich angepeilten Mengen an Impfstoff in absehbarer Zeit verfügbar seien. "Aber von Woche zu Woche die vage Ansage, es könnte wieder weniger werden oder es könnte doch wieder mehr sein, damit können wir uns nicht zufriedengeben", sagte sie.

Abstimmung von Bund und Ländern

In den vergangenen Tagen war der Impfstoff gegen den sich rasant ausbreitenden Erreger H1N1 vielerorts knapp geworden. Zum Teil mussten Impfungen abgesagt werden. Nach dem drastischen Anstieg der Zahl der Infektionen und mehreren Todesfällen war es zu einem Ansturm auf die Gesundheitsämter und Arztpraxen gekommen.

Bund und Länder wollen nun versuchen, bei dem Impfgipfel die Probleme rund um die Schweinegrippe-Impfaktion in den Griff zu bekommen. Bundesgesundheitsminister Rösler will mit den Gesundheitsministern der Länder erörtern, wie die Lage vor Ort aussieht und wie möglichen Schwachstellen in der Versorgung der Bürger begegnet werden kann. Außerdem sehen die Länder die Notwendigkeit sich abzustimmen, wie man zum Beispiel mit Schulen oder Kindergärten umgeht, in denen viele Schweinegrippefälle auftreten.

Die Bundesärztekammer mahnte die Hersteller des Impfstoffs gegen die Schweinegrippe, das Serum wie vereinbart zügig zu liefern. Vizepräsident Frank Ulrich Montgomery sagte im rbb-Inforadio: "So wie diese uns immer daran erinnern, dass wir den Vertrag erfüllen müssen über 50 Millionen Impfdosen, muss man sie daran erinnern, dass sie den Impfstoff auch liefern müssen."

Außerdem warf er die Frage auf , ob es klug gewesen sei, in jedem Bundesland ein anderes Verteilungsverfahren durchzuführen. "Das sollte man bundeseinheitlich harmonisieren", sagte er.

Viele unserer Leser haben uns ihre Erfahrungen und Ansichten zur Schweinegrippe geschildert. Hier können Sie sie lesen und uns schreiben.

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