Schweinegrippe-Virus:H1N1 ist kein Unbekannter

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Warum verläuft die Schweinegrippe außerhalb Mexikos mild und weshalb verschont sie so häufig Senioren? Virologen haben erste Thesen.

Christina Berndt

Während die Schweinegrippe im Ursprungsland Mexiko abflaut, finden Forscher immer mehr über ihren Erreger heraus. Es handele sich bei dem Virus H1N1 nicht um einen völligen Unbekannten, berichten Virologen vom US-Seuchenzentrum CDC im New England Journal of Medicine (online). Vielmehr tauchte eine Variante des Erregers bereits Ende der 90er-Jahre in Schweineställen in den USA auf.

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Bis Ende 2008 infizierten sich auch elf Menschen an den Tieren, von denen alle überlebten. Die Viren waren schon damals eine Mixtur aus Grippeviren von Schwein, Vogel und Mensch. Neu dabei sind bei der aktuellen H1N1-Variante Virengene eurasischer Schweine.

Auch die ersten Kranken waren auffällig jung - ein Merkmal, das allerdings für fast alle Grippewellen der jüngeren Zeit galt. Dass ältere Leute überproportional verschont blieben, erklären sich Fachleute mit einer latenten Immunität der Senioren. Weil H1-Viren im vergangenen Jahrhundert immer wieder umgingen, sind vor allem ältere Menschen häufig auf natürliche Weise geimpft.

Die H1-Immunität könnte auch ein Grund dafür sein, dass die jetzt kursierende Schweinegrippe meist milde verläuft. Nur in Mexiko hat sie offenbar jeden 25. Infizierten getötet. Das aber liegt wohl nicht daran, dass dort eine besonders gefährliche Virus-Variante umging. Forscher vom Nationalen Mikrobiologielabor in Winnipeg haben Viren aus Mexiko und Kanada genetisch analysiert; demnach sind die Erreger quasi identisch. "Es ist nicht das Virus selbst, das für die unterschiedliche Schwere der Krankheit verantwortlich ist", sagte Laborleiter Frank Plummer. Der Verdacht liegt nahe, dass medizinische Versorgung und Hygiene eine Rolle spielen.

Die WHO mahnt dennoch weiter zur Vorsicht. Das Virus könne in einer zweiten Welle als gefährlichere Variante zurückkehren. Gleichwohl sahen sich US-Behörden veranlasst, Menschen von absichtlicher Ansteckung mit H1N1 abzuraten, bei der auf "Schweinegrippe-Partys" versucht wird, sich gegen eine künftige Variante zu wappnen. Wie die Infektion im Einzelfall verlaufe, sei nicht vorhersagbar. Es handele sich um einen Erreger, über den jeden Tag Neues bekannt werde.

© SZ vom 09.05.2009/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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