Schweinegrippe:US-Behörde warnt vor Risiko für Kinder

Der US-Seuchenschutz sieht Heranwachsende durch die Schweinegrippe überproportional stark bedroht. Das Virus breitet sich derzeit vor allem in Zentralasien aus - die WHO ist alarmiert.

Entgegen Erfahrungen aus Mexiko befürchtet die US-Seuchenschutzbehörde (CDC) bei der Schweinegrippe nicht nur ein hohes Sterberisiko für Kinder.

Schweinegrippe: Ein Kind in Afghanistan versucht sich mit einem Mundschutz vor einer Ansteckung mit dem H1N1-Virus zu schützen.

Ein Kind in Afghanistan versucht sich mit einem Mundschutz vor einer Ansteckung mit dem H1N1-Virus zu schützen.

(Foto: Foto: dpa)

"Ich denke, dass die Todesrate unter Heranwachsenden bei dieser Pandemie beträchtlich und viel schlimmer sein wird als bei der saisonalen Grippe", sagte CDC-Mitarbeiterin Anne Schuchat der New York Times (NYT) zufolge am Donnerstag. Während bei der jahreszeitlich bedingten Grippe etwa 90 Prozent aller Toten älter als 65 Jahre seien, machten ältere Menschen in den USA bei der Schweinegrippe nur 11 Prozent der Toten aus.

Die mexikanische Gesundheitsbehörde IMSS hatte gestern bekanntgegeben, dass die Schweinegrippe nach ihren Auswertungen zwar vor allem junge Menschen befalle, aber eher bei Senioren oder Menschen mit Vorerkrankungen einen schweren oder gar tödlichen Verlauf nehme.

Nach einer Veränderung des Zählverfahrens erhöhte die amerikanische Seuchenschutzbehörde die Zahl der Schweinegrippe-Toten in den USA von bislang etwa 1200 auf fast 4000. 450 davon waren Kinder. Während zunächst nur bestätigte Fälle von Schweinegrippe in die Statistik einbezogen worden waren, werden jetzt auch Todesfälle miteinberechnet, bei denen das H1N1-Virus nicht explizit nachgewiesen oder bei denen andere Erkrankungen durch den Erreger verstärkt wurden.

Alarmiert von Todesfällen in einigen Ländern, die bei einer schnellen Behandlung vermutlich hätten verhindert werden können, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterdessen ihre Behandlungsrichtlinien zur Schweinegrippe geändert. Die Behörde empfiehlt nun, bei Verdachtsfällen schnell mit einer Behandlung mit Grippemitteln zu beginnen - auch schon bevor das H1N1-Virus durch einen Labortest nachgewiesen ist.

WHO drängt auf schnelle Behandlung

"Das Virus ist ziemlich stabil und hat sich nicht verändert. Wenn das Virus sich verbreitet, sollten die Ärzte früh mit der Behandlung beginnen", sagte die WHO-Expertin für klinische Medizin, Nikki Shindo, am Donnerstag in Genf.

Den neuen Richtlinien zufolge sollen alle Menschen, die über drei Tage hinweg grippeähnliche Symptome aufweisen, sowie Risikogruppen - also Schwangere, Kinder unter zwei Jahren oder Menschen mit Atemwegserkrankungen - nicht auf ein Testergebnis warten, sondern sofort mit Medikamenten wie Tamiflu behandelt werden, schreibt die NYT.

"Das Zeitfenster, den Krankheitsverlauf einzudämmen, ist sehr eng", sagte Shindo demnach weiter. "Die Medizin muss verabreicht werden, bevor das Virus die Lungen zerstört."

Derzeit breitet sich die Krankheit der WHO zufolge vor allem in Osteuropa und Zentralasien dramatisch aus. Manche Staaten in dieser Region würden von der Schweinegrippe "regelrecht überschwemmt", sagte Shindo. Die WHO sendet deshalb Notfallbestände an antiviralen Medikamente in die betroffenen Länder. Dazu gehörten etwa die Ukraine, Afghanistan und die Mongolei. Vor allem in der Ukraine gebe es bereits jetzt mehr als hundert Tote.

Viele unserer Leser haben uns ihre Erfahrungen und Ansichten zur Schweinegrippe geschildert. Hier können Sie sie lesen und uns schreiben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: