Schweinegrippe:Impfungen für 25 Millionen Deutsche geplant

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Die Bundesländer wollen 50 Millionen Dosen des Impfstoffs gegen die Schweinegrippe bestellen. Sie erwarten steigende Erkrankungszahlen im Herbst.

Die Bundesländer haben sich darauf geeinigt, 50 Millionen Dosen des Impfstoffs gegen die Schweinegrippe zu bestellen. Wie das hessische Gesundheitsministerium am Dienstag in Wiesbaden berichtete, reicht diese Menge bei einer zweifachen Impfung für 25 Millionen Menschen oder rund 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland. Darauf hätten sich die Gesundheitsminister der Länder am Dienstag in einer Telefonkonferenz geeinigt.

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Der hessische Gesundheitsminister Jürgen Banzer (CDU) sagte, auf jeden Fall sollten das Gesundheitspersonal, Menschen mit chronischen Erkrankungen und Schwangere geimpft werden. "Wir gehen von steigenden Infektionszahlen im Herbst und Winter aus", sagte Banzer: "Darauf müssen wir vorbereitet sein."

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält die neue Grippe für nicht mehr zu stoppen. Die UN-Organisation wies die Pharmahersteller deshalb an, unter Hochdruck an einem Impfstoff gegen das H1N1-Virus zu arbeiten. Angestellte im Gesundheitsbereich sollten als erste den Impfstoff erhalten. Jedes Land müsse selbst entscheiden, wer neben dem medizinischen Personal das Mittel noch erhalten solle, sagte die zuständige WHO-Direktorin Marie-Paule Kieny.

Die USA wollen offiziellen Angaben zufolge zusätzlich 884 Millionen Dollar für den Kauf von Inhaltsstoffen für ein Impfmittel ausgeben. Den Pharmakonzernen Sanofi Aventis, GlaxoSmithKline, Novartis und der zu AstraZeneca gehörenden Sparte MedImmune solle das Geld zur Verfügung gestellt werden.

Die US-Gesundheitsbehörden haben bereits 649 Millionen Dollar in den Kauf von Impfstoffen und 283 Millionen Dollar in die Anschaffung von Mitteln zur Stärkung des Immunsystems investiert. Schätzungen zufolge haben sich weltweit mehr als eine Million Menschen mit der Schweinegrippe angesteckt. Mindestens 500 Todesfälle sind bekannt.

Das Schweinegrippe-Virus kann einer Studie zufolge zu schwereren Lungenschäden führen als die normale saisonale Influenza. Wie US-Forscher der Universität von Wisconsin am Montag in der Onlineausgabe der britischen Fachzeitschrift Nature berichteten, wurden die Symptome der Schweinegrippe bei Mäusen, Frettchen, Makakenäffchen und eigens gezüchteten kleinen Schweinen mit der Wirkung saisonaler Grippeviren verglichen. Bei allen Tieren außer den Schweinen richtete das Virus H1N1 schwerere Lungenschäden an als die saisonalen Grippeviren. Das Schweinegrippe-Virus reagiere jedoch gut auf antivirale Medikamente wie Tamiflu, heißt es in der Studie.

Wie das Team um den Forscher Yoshihiro Kawaoka zudem herausfand, ähnelt das neue Virus einem Erregerstamm der Spanischen Grippe, der zwischen 1918 und 1919 weltweit rund 40 bis 50 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Dazu untersuchten die Forscher Blutproben von Menschen, die vor 1920 geboren wurden. Sie hatten demnach Antikörper im Blut, die das neue Virus erkannten und darauf reagierten. Dies bedeute jedoch nicht, dass die Schweinegrippe ebenso gefährlich sei wie die Spanische Grippe, schreiben die Mediziner.

© AP/AFP/Reuters/dpa/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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