WARUM WIRKT SCHAUKELN MEIST BERUHIGEND, AUF EINEM SCHIFF ABER UNANGENEHM?
Ein Kind, das geschaukelt wird, kann sich sicher fühlen, denn es wird nicht liegen gelassen. Bewegt sich nichts mehr, könnte es sein, dass man vergessen wurde. Vielleicht fühlen das auch Erwachsene noch unbewusst. Babys in Bettchen zu legen, statt sie herumzutragen, ist entwicklungsgeschichtlich recht neu.
Bei meinen eigenen Kindern habe ich die Erfahrung gemacht, dass weniger die Schaukelrichtung wichtig ist - das Auf-undab- Schaukeln hat bei ihnen auch geholfen -, sondern die Frequenz. Am beruhigendsten wirkt das Schaukeln, wenn es im Schrittrhythmus geschieht.
Das Schaukeln eines Schiffs macht seekrank, weil unser Gleichgewichtsorgan nicht darauf ausgelegt ist, solche langsamen Richtungsänderungen zu verarbeiten, die beim Gehen nicht vorkommen.
Dr. Stefan Glasauer, Zentrum für Sensomotorik am Universitätsklinikum Großhadern, München
WACHSEN FINGERNÄGEL IM SOMMER SCHNELLER?
Nein, auch wenn es immer wieder behauptet wird. In den Siebzigerjahren verglichen Forscher das Nagelwachstum von Expeditionsteilnehmern in der Antarktis mit dem in wärmeren Breiten. Es gab große individuelle Unterschiede, aber keine zwischen warmer und kalter Umgebung.
Wichtiger als die Temperatur ist die Ernährungssituation, aber auch das spielt bei uns heute keine Rolle mehr. Vielleicht nehmen wir gewachsene Nägel im Sommer schneller wahr, weil wir verstärkt auf unser Aussehen achten.
Jürgen Schauber, Klinik für Dermatologie, Universität München
WARUM DUNKELT FRÜCHTE- UND KRÄUTERTEE NACH?
Jeder Tee dunkelt nach, nur fällt es bei schwarzem nicht so auf. Einzelne Inhaltsstoffe, sogenannte Polyphenole, oxidieren, reagieren also chemisch mit dem Sauerstoff aus der Luft. Daraus entstehen Stoffe, die für die dunkle Farbe verantwortlich sind.
Das Gleiche geschieht bei angeschnittenen Äpfeln und Bananen. Ob die Polyphenole auch der Grund sind, warum Tee mit der Zeit bitter wird, wissen wir noch nicht. Das Nachdunkeln kann man mit etwas Zitronensaft hinauszögern.
Thomas Hofmann, Lehrstuhl für Lebensmittelchemie, Technische Universität München
WARUM SCHNEIDET EIN MESSER BEI EINER SCHNEIDEBEWEGUNG BESSER, ALS WENN MAN ES HERUNTERDRÜCKT?
Drückt man ein Messer senkrecht in ein Brot, muss die Schneide den Teig spalten. Dabei werden alle Materialbereiche gleichzeitig getrennt, was einen vergleichsweise großen Kraftaufwand erfordert.
Bewegt man das Messer dagegen in einer Seitwärtsbewegung, reißt die Schneide aufgrund ihrer Rauheit die einzelnen Bestandteile nacheinander heraus. Deshalb schneiden auch Brotmesser mit Wellenschliff besser und solche, bei denen durch leichtes Rosten die Schneide rau bleibt.
Außerdem wird der Schnitt auf mehrere Bewegungen, das heißt einen längeren Weg, verteilt. Dadurch ist eine geringere Kraft erforderlich, denn Arbeit ist das Produkt aus Kraft und Weg.
Wulf Pfeiffer, Fraunhofer- Institut für Werkstoffmechanik, Freiburg
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