Süddeutsche Zeitung

Schottland:Schweinegrippe fordert erstes Opfer in Europa

Erstmals seit Ausbruch der Schweinegrippe ist in Europa ein Mensch an dem Virusinfekt gestorben. Unterdessen steigt die Zahl der Erkrankten.

Angesichts des ersten Schweinegrippe-Toten in Europa hat der britische Gesundheitsminister David Burnham vor Panikmache gewarnt. Ein Patient, dessen Alter und Geschlecht zunächst nicht genannt wurden, war am Sonntag in einem Krankenhaus in Schottland an dem Grippevirus H1N1 gestorben.

Er war bereits von einer anderen Krankheit geschwächt, teilte ein Regierungssprecher in Glasgow am Abend mit. "Der Patient war grundlegend erkrankt", sagte er. Er ist der erste Schweinegrippe-Tote außerhalb des amerikanischen Kontinents, wo die Grippeform zuerst aufgetreten war.

Auch mit Blick auf die von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufene Pandemie warnte der erst seit wenigen Tagen amtierende britische Gesundheitsminister Burnham vor einer Panik. Bei einer Ansteckung mit dem Virus sei in den meisten Fällen mit einer schnellen und vollständigen Genesung zu rechnen, nur bei einer "kleinen Minderheit" sei es "etwas ernster". Das Land sei auf eine Pandemie gut vorbereitet, sagte er.

Weltweit sind nach Angaben der WHO bereits 145 Menschen an dem H1N1-Virus gestorben. Die meisten Fälle hat es bisher in Mexiko gegeben. Dort starben 108 Menschen an dem Virus. In den USA sind 27 Menschen an dieser Grippe gestorben. Vor vier Tagen hatte die Weltgesundheitsorganisation die Schweinegrippe zur Pandemie erklärt und die höchste Alarmstufe sechs ausgerufen.

Auf Wunsch der Familie des Schweinegrippe-Opfers in Schottland wollte der Ministeriumssprecher am Sonntagabend keine weiteren Details bekanntgeben. Die Familie habe um ein wenig Zeit gebeten, um zu trauern und Abschied zu nehmen. Um welches Krankenhaus es sich genau handelt, wurde offiziell nicht mitgeteilt. Nach unbestätigten Angaben handelt es sich um das Royal-Alexandra-Krankenhaus im Glasgower Vorort Paisley. Neun weitere Menschen werden in Schottland in einer Klinik an dieser Grippeform behandelt, die übrigen kurieren sich zu Hause aus.

In Schottland sind derzeit insgesamt 498 Menschen an Schweinegrippe erkrankt. Erst am Sonntag kamen 35 weitere bestätigte Fälle hinzu. In Großbritannien sind es insgesamt mindestens 1250 Fälle. "Der heutige Todesfall ist zwar tragisch, aber ich möchte betonen, dass die Mehrzahl derjenigen, die H1N1 haben, relativ milde Symptome aufweisen", sagte die schottische Gesundheitsministerin Nicola Sturgeon am späten Abend.

Nach letzten Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Freitag wurden bislang 29.669 Fälle von Schweinegrippe in 74 Ländern registriert. 145 der Patienten starben. Die Todesfälle traten in Mexiko, den USA, Kanada, Chile, Kolumbien, Costa Rica, der Dominikanischen Republik und Guatemala auf.

In Deutschland betrug die Zahl der Erkrankungen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts am Samstagnachmittag 168, das war ein Anstieg um 52 Fälle gegenüber dem Vortag. Im Laufe des Wochenendes kamen aber zahlreiche neue Fälle dazu. Dabei gibt es offenbar immer mehr Fälle, bei denen die Infektion nicht eingeschleppt wurde, sondern in Deutschland erfolgte.

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