Süddeutsche Zeitung

Schnee:Im freien Fall fotografiert

Auch wenn Sie derzeit wohl keinen Schnee mehr sehen wollen: Diese Flocken sollten Sie sich anschauen. Erstmals haben Wissenschaftler die eisigen Gebilde beim Fallen aufgenommen.

Echter Schnee, wie er vom Himmel fällt, hat nur entfernte Ähnlichkeit mit Abbildungen auf Weihnachtskarten oder jenen sorgfältig unter dem Mikroskop präparierten, sechseckigen Eiskristallen, die oft auf Hochglanz-Abbildungen gezeigt werden. Reale Schneeflocken verformen sich im Fallen, sie schmelzen an oder verbinden sich mit anderen Kristallen zu verknüllten, flauschigen Gebilden. Das zeigen die Aufnahmen einer neuen Hochgeschwindigkeitskamera, die mit Belichtungszeiten von bis zu einer Vierzigtausendstel-Sekunde Schneeflocken erstmals im freien Fall ertappt hat.

Ein Forscherteam um den Atmosphären-Wissenschaftler Tim Garrett von der University of Utah hat die Kamera entwickelt und soeben erste Bilder vorgestellt: "Wir fotografieren völlig unberührte Schneeflocken, so wie sie natürlicherweise in der Luft vorkommen", resümiert Garrett.

"Unser Instrument erstellt erstmals automatische, hochaufgelöste Fotos komplexer Schneekristalle, während gemessen wird, wie schnell sie fallen", so der Forscher.

Anlass für das Projekt sind allerdings nicht ästhetische Studien. Die Nasa und das amerikanische Militär fördern das neue Kamerasystem vor allem deshalb, weil sie sich handfeste Erkenntnisse erhoffen.

Die Wissenschaftler wollen fallenden Schnee besser im Computer simulieren und herausfinden, wie er Radarwellen beeinflusst. Die Berechnungen sollen dann unter anderem die Wettervorhersage verbessern.

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Süddeutsche.de/SZ vom 11.04.2013/cwb
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