Süddeutsche Zeitung

Schneckenhäuser:Geheimnisvolle Windung

Manche Arten tragen es rechtsgedreht, andere bevorzugen die Gegenrichtung: Die Windung von Schneckenhäusern gibt Rätsel auf. Forschern ist es nun gelungen, die Drehrichtung zu manipulieren.

Tina Baier

Das Haus der meisten Weinbergschnecken ist rechtsherum gedreht. Nur eines unter tausenden Tieren ist ein so genannter Schneckenkönig mit einem nach links gewundenen Haus. Bei anderen Arten, etwa der Vielfraßschnecke ist dagegen die Linksdrehung der Regelfall.

Wie solche Vorlieben für die eine oder andere Richtung entstehen, ist noch nicht genau bekannt. Zur Aufklärung könnte ein Experiment japanischer Biologen beitragen, denen es gelungen ist, die Windungsrichtung der Häuser von Spitzschlamm-Schnecken umzukehren (Nature, online).

Eine Besonderheit dieser Art ist, dass rechts- und linksdrehende Tiere etwa gleich häufig vorkommen. In ihrem Versuch manipulierten die Forscher Schneckenembryonen in einem sehr frühen Stadium mit zwei winzigen Glasstäbchen und veränderten dadurch wahrscheinlich die Richtung, in die sich die Zellen der Embryonen weiter teilten. Aus linksdrehenden Tieren wurden dadurch rechtsdrehende und umgekehrt.

Die manipulierten Embryonen entwickelten sich normal zu erwachsenen Schnecken. Allerdings haben die Forscher mit ihrem Eingriff nicht nur die Windung des Gehäuses umgedreht, wie in der Natur hatten sich auch die inneren Organe spiegelverkehrt angeordnet.

Eine derartige Verschiebung der Organe ist auch beim Menschen bekannt: Bei etwa der Hälfte der Menschen, die am so genannten Kartagener-Syndrom leiden, sitzt das Herz rechts und der Blinddarm links.

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Quelle:
SZ vom 26.11.2009/gal
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