Fotografie:Buntes Salz - getrocknet, gebrochen und aufgelöst

Es gibt Seen, die sind um ein Vielfaches salziger als die Ozeane. Das ist auch optisch eindrucksvoll.

Von Angelika Jung-Hüttl (Text) und Bernhard Edmaier (Fotos)

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(Foto: Bernhard Edmaier)

Die Serie "Earth Talks" widmet sich geologischen Phänomenen. Alle Folgen hier. Der Searles Lake ist einer von vielen Salzseen in der Mojave-Wüste im Südwesten Nordamerikas. Nur nach den seltenen Regenfällen füllt sich das Seebecken mit Wasser, das dann im heißen Wüstenklima allmählich verdampft. Der See wird dabei zum Sumpf, überzogen von einer Kruste aus Mineralsalzen, die das Regenwasser von den umliegenden Bergen in das abflusslose Seebecken gespült und dort abgesetzt hat. Der salzige Morast ist von Trockenrissen durchzogen und stellenweise von Mikroorgansimen, die an dieses extreme Milieu angepasst sind, rot gefärbt. Nur ein kleiner Teil des Sees ist noch naturbelassen. Am Westufer werden im großen Stil wirtschaftlich wichtige Mineralsalze, wie Stein- und Soda- und Schwefelsalze abgebaut, die sich seit 150 000 Jahren dort ablagern.

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(Foto: Bernhard Edmaier)

Nur etwa 70 Kilometer Luftlinie vom Searles Lake entfernt gleißt die weiße Salzkruste von "Badwater" in der Sonne. Badwater, schlechtes Wasser, nannten die ersten Siedler den Salzsee im legendären "Tal des Todes" (Death Valley), eben weil sein Wasser salzig schmeckte. Badwater liegt etwa 85 Meter unter dem Meeresspiegel, nahe am tiefsten Punkt des Tales, der gleichzeitig der tiefste Punkt Nordamerikas ist. Im Sommer sind dort Tagestemperaturen von 45 Grad Celsius keine Seltenheit. In dem Gebiet fallen im Schnitt jährlich nur etwa 48 Millimeter Regen. Die seltenen Niederschläge können, wenn sie heftig genug sind, das Becken des Salzsees fluten. Ein sehr flacher See entsteht, der jedoch innerhalb weniger Tage oder Wochen verdunstet. Die im Wasser enthaltene Mineralsalze setzen sich ab und bilden eine weiße Kruste, die aufgrund der Trockenheit in Polygone zerreißt. Entlang der Risse entweicht die Restfeuchtigkeit aus dem Untergrund. Sie zieht dabei Salzpartikel mit, die dann aus dem verdunstenden Wasser auskristallisieren und sich übereinander türmen. Feine Wülste entstehen dadurch entlang der Polygonränder.

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(Foto: User ; Bernhard Edmaier)

Ebenfalls in Nordamerika, in den südlichen Küstengebirgen Kaliforniens, liegt eine gut 100 Quadratkilometer große, flache Halbwüste, die Carrizo Plain. Sie bildet eine abflusslose Senke zwischen den Bergen, in denen sich Niederschläge sammeln und wieder verdunsten. Verschiedene Bakterienarten und feinste Schwebstoffe verleihen dem salzigen Wasser die gelbliche, grünliche oder auch bräunliche Farbe. Wenn das Wasser vollständig verdunstet ist, nisten sich die winzigen Organismen in der weißen Salztonkruste ein und warten - auch jahrelang - auf den nächsten Regen, um dann wieder aktiv zu werden.

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(Foto: Bernhard Edmaier)

Der Magadisee liegt im Süden Kenias. Eines seiner Ufer grenzt direkt an den Rand des ostafrikanischen Grabenbruchs, an welchem der afrikanische Kontinent in ferner Zukunft einmal auseinanderbrechen könnte. Der Magadisee wird von heißen Quellen gespeist, die vor allem während und nach der Regenzeit aus dem Untergrund sprudeln. Auch er hat, wie alle Salzseen, keinen Abfluss, sondern leert sich durch Verdunstung. Auf seiner Salzkruste leben rote Mikroorganismen. Im Lauf der Zeit ist eine bis zu 40 Meter dicke Salzschicht entstanden, die seit 80 Jahren abgebaut und aus der neben Pottasche und anderen wichtigen Industriesalzen auch Kochsalz gewonnen wird.

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(Foto: Bernhard Edmaier)

Der Natronsee liegt nur wenige Kilometer südlich des Magadisees - auch im ostafrikanischen Grabenbruch und nur 20 Kilometer von einem aktiven Vulkan entfernt, dem Ol Doinyo Lengai, dem Heiligen Berg der Massai. Dieser Vulkan ist einzigartig. Die Asche und die Lava, die er spuckt, enthält viel Natriumcarbonat, ein Mineralsalz, das auch als Soda bezeichnet wird. Diese Mineralsalze finden sich auch im Natronsee. Sein Wasser hat einen Säuregrad zwischen 9 und 10,5 pH, ist also sehr basisch. Die Sodasalze werden mit dem Wasser der seltenen Regenfälle in das Seebecken gespült. Oder sie sprudeln, wie im Magadisee, in heißen Quellen aus dem Seegrund. Auch beim Natronsee verdunstet viel mehr Wasser in der heißen afrikanischen Sonne als nachfließt. Der See trocknet dadurch in großen Bereichen fast vollständig aus. Dort, wo Quellwasser aus dem Boden sprudelt, bilden sich große runde Flecken aus hellen Mineralsalzen.

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(Foto: Bernhard Edmaier)

Besonders spektakulär zeigen sich die unberührten Ufer der Hutt Lagoon, eines Salzsees an der abgelegenen Westküste Australiens. Sein Wasser stammt aus dem angrenzenden Ozean, im Winter während der Regenzeit kommt Frischwasser dazu. Während der Sommermonate ist die Verdunstung so hoch, dass 95 Prozent des Seebeckens trockenfallen. Auf der Salzkruste und im hochsalinen Wasser der Lagune finden dann salzliebende Algen (Dunaliella salina) einen idealen Lebensraum. Sie produzieren Karotin und färben dadurch große Teile des Sees rosa bis rot. In der Lagune wurden früher verschiedene Salze abgebaut. Heute werden dort kommerziell Salzwasserkrebse der Gattung Artemia gefangen und zu Futtermittel verarbeitet.

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(Foto: Bernhard Edmaier)

Dieser kleine, nahezu ausgetrocknete Salzsee ist ein Teil des Lake Wills in der Gibsonwüste im Zentrum Australiens. Es gibt dort riesige rote Sandebenen, teils überzogen von alten Längsdünen, auf denen vereinzelt Büsche und Gräser wachsen. Pro Jahr fallen dort im Schnitt 200 bis 250 Millimeter Regen. Im Sommer können die Temperaturen über 40 Grad Celsius steigen. Alles Wasser verdampft, wobei sich Salze ablagern und - aus der Luft gesehen - bizarr geformte, weiße Flächen auf dem roten Untergrund entstehen.

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(Foto: Bernhard Edmaier)

Der zweitsalzigste unter allen Salzseen der Erde ist der Assalsee im ostafrikanischen Dschibuti. Im Wasser sind 35 Prozent Salz gelöst, das ist zehnmal so viel wie im Wasser der Ozeane. Nur der Don-Juan-See und seine Nachbargewässer in den Trockentälern der Antarktis sind noch salziger. Das Wasser des Assalsees kommt vom Indischen Ozean, strömt über den Golf von Aden, wo es in den Meeresgrund sickert, und schließlich aus dem Seegrund heraussprudelt. Oft treiben Schlieren aus Salz über das Wasser. Davon ernähren sich Salzalgen und salzliebende Bakterien. Sie färben die Schlieren braun und blaugrün. Seit Jahrhunderten wird am Ufer Salz abgebaut und auf dem Rücken von Kamelen, heute auch auf Lastwagen, in die nächstgelegenen Siedlungen und Städte transportiert.

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(Foto: Bernhard Edmaier)

Die Aufnahmen in diesem Text stammen aus dem Fotoblog "Earth Talks" von Bernhard Edmaier. Sie erscheinen hier in einer Kooperation. Mehr dazu auf www.bernhard-edmaier.de/blog.

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