Süddeutsche Zeitung

Rüstung:Air Force plant Kampfjets mit Laserwaffen

  • Die Forschungsabteilung der US-Luftwaffe vergibt einen Auftrag für die Entwicklung eines Lasersystems für Kampfflugzeuge.
  • Der Rüstungskonzern Lockheed Martin soll eine solche Strahlenwaffe entwickeln, bis 2021 soll sie im Flug getestet werden.
  • Das US-Militär investiert große Summen in Laserwaffen, damit sollen beispielsweise Drohnen abgewehrt werden.

Von Christoph Behrens

Die Flugabwehrrakete nähert sich dem Kampfjet rasend schnell. Statt auszuweichen, hält der Pilot auf das Geschoss zu. Bevor die feindliche Rakete einschlägt, explodiert sie in der Luft, ohne Schaden anzurichten. Ein Laserstrahl, ausgesandt von einer Kanone an Bord des Jets, hat die Bedrohung ausgeschaltet.

Laserwaffen als Teil der "Selbstverteidigung", so stellt sich die Rüstungsfirma Lockheed Martin die Zukunft der US-Luftwaffe vor. Der Konzern gab diese Woche bekannt, an der Entwicklung eines solchen Lasersystems zu arbeiten. Das Air Force Research Lab (AFRL), eine Forschungsabteilung der US Air Force, habe Lockheed damit beauftragt, für 26,3 Millionen US-Dollar (22,6 Millionen Euro) ein Lasersystem für Flugzeuge zu entwickeln. Innerhalb von vier Jahren soll der Laser im Flug getestet werden.

Euphemistisch heißen Laserwaffen auch "zielgerichtete Energie"

Vor zwei Jahren hatte Lockheed in einem Versuch den Motor eines Kleinlasters mit einem Laser am Boden ausgeschaltet. Die Energie war stark genug, um die Motorhaube zu zerstören und den Motor in Brand zu setzen. Nun wollen die Entwickler den Laser so klein und leicht machen, dass er an ein Kampfflugzeug montiert werden kann. Auch die US-Marine hat bereits Prototypen von Laserwaffen getestet.

In der euphemistischen Sprache der Militärs werden Laserwaffen auch als "directed energy", zielgerichtete Energie, bezeichnet. Für die US Air Force haben die Strahlenkanonen hohe strategische Bedeutung, wie die Forschungsabteilung in einem Bericht schreibt. Die Luftwaffe hofft, damit beispielsweise Drohnen abschießen zu können oder sogenannte Überschallwaffen. An solchen Geschossen, die mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit fliegen können, sollen beispielsweise Russland und China arbeiten.

Insgesamt investieren die Air Force sowie die DARPA-Forschungsabteilung des Pentagon derzeit etwa 500 Millionen US-Dollar in die Erforschung von Laserwaffen. An dem Lasersystem für Kampfjets arbeiten neben Lockheed weitere Rüstungsfirmen. Northrop Grumman soll das Zielerfassungssystem für den Laser beisteuern, Boeing die Energieversorgung und Kühlung der Strahlenwaffe entwickeln.

Dass Laser mittlerweile für militärische Zwecke infrage kommen, liegt an einer technischen Weiterentwicklung. Ältere Laser benötigten ein Gas oder einen Kristall als Medium, um Lichtwellen zu verstärken, sowie eine genau justierte Optik aus Spiegeln. Diese Bauweise ist zu filigran, um sie beispielsweise in Flugzeugen einzusetzen. Dagegen erzeugen sogenannte Faserlaser meist innerhalb eines Glasfaserkabels gebündelte Lichtstrahlen, was kleinere und stabilere Konstruktionen ermöglicht.

Da sie nur Strom für den Betrieb bräuchten, hätten solche elektrischen Laser eine "praktisch unendliche Magazin-Größe", schwärmen die Militärforscher des AFRL. Die Energie ließe sich leicht durch Batterien bereitstellen. Ganz so einfach zu beherrschen scheint die Technik aber wohl nicht zu sein. "Speed of Light to the Fight by 2020", Lichtgeschwindigkeit für den Kampf bis 2020, wirbt die Air Force für das Forschungsprogramm. In der Mitteilung spricht Lockheed nun aber von 2021 als angepeiltes Datum für erste Tests. Ein Bericht für den US-Kongress kommt zum Ergebnis, dass viele technische Fragen rund um Lasersysteme bislang ungelöst seien.

Viele Wissenschaftler sehen die Entwicklung von Strahlenwaffen kritisch. Die Federation of American Scientists (FAS) warnt beispielsweise davor, dass Soldaten beim Einsatz von Laserwaffen sehr leicht erblinden könnten. Daher ist der Einsatz von "Anti-Personen Lasern" durch eine UN-Konvention international geächtet.

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