Psychologie:Wie Roboter sympathisch werden

Psychologie: Rezept für eine bessere Beziehung: gelegentlich ein paar Gedanken und Eindrücke teilen.

Rezept für eine bessere Beziehung: gelegentlich ein paar Gedanken und Eindrücke teilen.

(Foto: Miguel Candela/picture alliance/dpa)

Nähe entsteht, wenn Menschen Persönliches preisgeben. Dasselbe gilt beim Umgang mit künstlicher Intelligenz.

Von Christian Weber

Die Menschen werden sie wohl nicht mehr loswerden, die semi-intelligenten Robo-Staubsauger, Lautsprecher und KI-Sprachmodelle. Im Incheon International Airport in Seoul empfangen bereits seit einigen Jahren humanoide Roboter (Typ rollender Kühlschrank mit Bildschirmbauch und Kulleraugen) Flugreisende auf Englisch, Chinesisch, Japanisch und Koreanisch, tragen ihnen die Koffer zum Gate und weisen den Weg. Doch interessanterweise bestehen insbesondere Passagiere der ersten Klasse auf Betreuung durch echte Menschen. Womit sich die Frage stellt: Wie schafft man nur mehr Nähe zwischen Mensch und Maschine?

Eher als Irrweg hat sich die Hoffnung einiger Ingenieure erwiesen, dass Roboter dann gut ankommen, wenn sie ihrem menschlichen Gegenüber sehr ähnlich sehen. Wie viele Studien mittlerweile belegt haben, führt dies bei Menschen eher zu unguten Gefühlen. Sie betreten dann das "unheimliche Tal" (uncanny valley), in dem der Status des Gegenübers unklar ist: Mensch oder Zombie? Besser läuft es, wenn Roboter menschliche Emotionen über ihre Sensoren erkennen können und angemessen auf sie reagieren, etwa durch ein fröhliches Tamagotchi-Piepsen. Selbst ein eher grobmotorisches Lächeln funktioniert offenbar.

Wer vor Kollegen über den Chef lästert, beweist damit Vertrauen

Eine neue Studie zeigt nun, dass ein weiterer Faktor wichtig für das Teambuilding zwischen Mensch und Maschine sein könnte: die Preisgabe persönlicher Information - allerdings nicht seitens der Menschen, sondern seitens der künstlichen Intelligenz. Das berichten die Informatiker Takahiro Tsumura und Seiji Yamada von Japans National Institute of Informatics, im Fachmagazin Plos One. Demnach empfinden Menschen mehr Empathie für Roboter, wenn diese von ihren privaten Gefühlen und Gedanken berichten.

Die Forscher beziehen sich auf gut getestete Annahmen aus der Sozialpsychologie und Soziologie. Freundschaft erweise sich durch die Preisgabe riskanter Information, formulieren manche ihrer Vertreter. Also: Wer etwa in der Kantine gegenüber einem Kollegen bekundet, dass er den Chef schwer daneben findet, geht ein Risiko ein, weil sein Gegenüber ihn ja anschwärzen könnte. Seine Schimpferei ist funktional aber ein Vertrauensbeweis, den der Kollege und potenzielle Freund durch sein Stillhalten erwidert.

Auf ähnliche Weise interagierten die 918 Teilnehmer der Studie bei einer virtuellen Kaffeepause abwechselnd mit einem menschenähnlichen Avatar und einem anthropomorphen Roboter auf dem Bildschirm. Dabei zeigte die Auswertung standardisierter Fragebögen nach dem Experiment, dass die Probanden mehr Empathie für die Roboter aufbrachten, wenn diese über ihre Probleme am Arbeitsplatz referierten, etwa so: "Ich bin dankbar, mit dir zu reden, schließlich gibt es auch ein paar Leute hier, die mich nicht akzeptieren." Small Talk dagegen verfing nicht. Wenn die künstlichen Kollegen bloß über das schöne Wetter redeten, hatte das kaum einen sympathiesteigernden Effekt.

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