Kampf ums Wasser:Der Bedarf an Wasser wächst stetig

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Und der Bedarf wächst. Jedes Jahr, so heißt es im UN-Bericht, steige die Wassernutzung um etwa ein Prozent an; bis 2050 werde der weltweite Wasserbedarf um 55 Prozent zunehmen, dabei würden schon heute ein Fünftel der unterirdischen Speicher zu stark ausgebeutet, grob geschätzt. Mit Abstand das meiste Wasser verbraucht die Landwirtschaft, die immer mehr Menschen ernähren muss: Binnen hundert Jahren hat sich die weltweit bewässerte Landfläche mehr als verfünffacht.

Bewässerung: Für den Hydrologen Terje Tvedt von der Universität Bergen in Norwegen ist das eine der drei Revolutionen des vergangenen Jahrhunderts, die den Umgang mit Wasser komplett verändert haben. Die anderen beiden: Verbreitung der Industrie und Wachstum der Städte. Aber auch, wenn die Probleme sich klar verschärften: "Es gibt keine globale Wasser-Krise, das ist ein Missverständnis", sagt Tvedt. "Es gibt viele regionale Krisen." Dutzende dieser Krisenherde hat Tvedt in den vergangenen Jahren bereist.

Und jeder ist anders. In Deutschland zum Beispiel ist Wasser immer dann ein Problem, wenn es zu viel davon gibt. Flüsse sind eingeengt, das Land zugebaut, Regenwasser kann schlecht versickern; 2002 und 2013 gab es katastrophale Überflutungen. Und doch wird hierzulande mit einer Leidenschaft Wasser gespart, die einem Wüstenvolk Ehre machen würde - samt Spartaste an der Klospülung und besonders wassersparenden Spülmaschinen.

Paradox genug: Während in Jordanien die Water Wise Women Lecks auf die Spur gehen, schafft die Sparsamkeit hierzulande Probleme. In Berlin etwa hat sich der Wasserverbrauch seit 1989 fast halbiert, und das nicht nur wegen des Zusammenbruchs der Industrie im Ostteil der Stadt. Die Folge ist ein steigender Grundwasserspiegel. Naturschützer freut das, denn Feuchtgebiete in der Region werden wieder nasser. Besitzer von schlecht abgedichteten Häusern aber sind über Wasser im Keller weniger begeistert. Und Abwassersysteme müssen extra gespült werden - sonst stinkt es in der Stadt.

Doch in den meisten Weltgegenden regiert der Mangel. In Mafraq gibt es je Einwohner noch 50 Liter Wasser am Tag - verglichen mit gut 120 Litern im sparsamen Deutschland. Der Hydrologe Tvedt verlangt deshalb mehr technische Lösungen, etwa Entsalzungsanlagen für Meerwasser, oder Bewässerungssysteme, die jeder Pflanze nur das Nötigste spenden. "Im Wasser-Zyklus gibt es genug Wasser für alle", sagt er. Man muss nur richtig damit umgehen.

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