Wie kommen die Keime aufs Fleisch?
Coli-Bakterien, Staphylokokken und viele weitere Keime leben normalerweise im Tierdarm. Auf die Fleischoberfläche gelangen sie während des Schlachtens und der Verarbeitung des Fleisches. Tief im Fleisch befinden sich meist keine dieser Bakterien.
In welchen anderen Lebensmitteln können resistente Keime enthalten sein?
Riskant sind in dieser Hinsicht tierische Lebensmittel wie Fleisch, Eier und Milch. Die Bakterien lassen sich aber durch Kochen, Braten und Pasteurisieren abtöten. Salat, Gemüse und Obst können belastet sein, wenn sie in der Küche mit Utensilien in Kontakt kommen, die vorher für Fleisch benutzt wurden.
Wer kontrolliert das Fleisch auf Antibiotika und Keimbefall?
Wie häufig die Keimbelastung von Fleisch untersucht wird, ist Sache der Länder und daher unterschiedlich. Resistente Keime werden aber meist nicht erfasst. Nur einmal im Jahr wird im Rahmen des sogenannten Zoonosen-Monitorings geprüft, ob Fleisch mit MRSA, resistenten Coli-Bakterien oder anderen Mikroben wie Salmonellen und Campylobakter belastet ist.
Nach ESBL-bildenden Keimen wird nicht gesucht, obwohl diese ein zunehmendes Problem geworden sind. Während die Belastung von Patienten mit MRSA seit etwa zehn Jahren recht konstant ist, verzeichnen Kliniken seit 2006 einen drastischen Anstieg von ESBL-bildenden Erregern, so die Charité-Hygienikerin Meyer. Rückstände von Antibiotika hingegen werden intensiv überwacht und sind nach Auskunft des BfR-Experten Bernd-Alois Tenhagen "das geringere Problem".
Warum bekommen Nutztiere überhaupt Antibiotika?
Seit dem Jahr 2006 dürfen Tiere in der Europäischen Union nur noch aus medizinischen Gründen Antibiotika erhalten. Zuvor durften Tierärzte die Mittel auch geben, um das Wachstum zu steigern. Viele Fachleute vermuten, dass Tierärzte und Landwirte trotz des Verbots auch heute noch auf diese Praxis setzen. Der Verbrauch an Antibiotika in der Tierhaltung stieg in den vergangenen Jahren weiter an. Dabei werden nicht nur die kranken Exemplare behandelt, sondern vorbeugend alle Tiere eines Stalls. Das soll verhindern, dass sich ein Erreger großflächig ausbreitet. Dies passiert vor allem, wenn viele Tiere auf wenig Raum gehalten werden.
Einzelne Untersuchungen lassen vermuten, die Antibiotika-Gabe gehöre in vielen Ställen zur Routine. Statistiken legen nahe, dass ein Masthähnchen während seines 32 Tage dauernden Lebens im Durchschnitt 2,3-mal Antibiotika bekommt. Fleisch von Tieren aus ökologischer Haltung ist deutlich weniger mit Antibiotika und Antibiotika-resistenten Keimen belastet. Resistente Keime bei Tieren sind vor allem deshalb ein Problem, weil bei Tier und Mensch häufig die gleichen Antibiotika eingesetzt werden. Lediglich eine Klasse der Arzneien, die Carbapeneme, erhalten bislang nur Menschen. Viele Fachleute fordern, Carbapeneme nicht für den Einsatz bei Tieren freizugeben, um die Wirksamkeit dieser Mittel für den Notfall zu erhalten, wenn alle anderen Antibiotika versagen.