Paläontologie:Die Wiege der Ichthyosaurier

Paläontologie: So könnte es ausgesehen haben, wenn erwachsene Ichthyosaurier mit ihren Neugeborenen schwammen.

So könnte es ausgesehen haben, wenn erwachsene Ichthyosaurier mit ihren Neugeborenen schwammen.

(Foto: Gabriel Ugueto)

Sie sahen aus wie Delfine mit vier Seitenflossen, waren aber Reptilien. Nun haben Forscher gezeigt, dass Ichthyosaurier offenbar wie Wale zum Gebären immer wieder an dieselben Orte zurückkehrten.

Von Hannah Wagner

Ichthyosaurier sind eigenartige Tiere gewesen. Sie sahen aus wie Delfine, waren aber Reptilien; ihr Name bedeutet übersetzt "Fischechsen". Eier legten sie nicht, stattdessen brachten sie ihre Jungen lebend zur Welt. Und wenn sie sich fortpflanzten, zeigten die vorzeitlichen Tiere wohl ein ähnliches Gebärverhalten wie Wale. Das haben Wissenschaftler um Neil Kelley von der Vanderbilt University in Nashville, USA, nun herausgefunden. Wie sie in der Zeitschrift Current Biology berichten, suchten die Saurier eigens spezielle Plätze auf, um ihren Nachwuchs auf die Welt zu bringen.

Die Forscher um Kelley untersuchten sieben Ichthyosaurier-Skelette in der Luning-Formation im West-Union-Canyon in Nevada. Die Region lag zu Lebzeiten der Saurier vor rund 250 bis 90 Millionen Jahren an einer Küste des Urkontinents Pangäa und war mit Wasser bedeckt. Ichthyosaurier ist ein Sammelbegriff für Dutzende Arten, die zwischen einem und 20 Meter lang werden konnten. Sie ernährten sich je nach eigener Körpergröße von kleinen Fischen bis hin zu größeren Meeresreptilien. In der Luning-Formation fanden die Forscher zahlreiche Knochenteile des Shonisaurus, einer Unterart der Ichthyosaurier. Dabei identifizierten sie ausschließlich Fossilien von ausgewachsenen Exemplaren sowie vereinzelt die von Embryonen. Von Fischen und Meeresreptilien, von denen sich die Tiere ernährten, fanden die Forscher dagegen keinerlei Überreste.

Die Tiere waren über Hunderttausende von Jahren immer wieder hierher zurückgekehrt

Die Wissenschaftler suchten daraufhin nach möglichen geologischen oder biologischen Ursachen, weshalb an dieser Stelle derart viele Skelette lagen. Sie fanden aber keinen Beleg dafür, dass Umweltstörungen ein Massensterben ausgelöst hätten, zum Beispiel Veränderungen im Kohlenstoffkreislauf, Vulkanausbrüche oder eine giftige Alge. Sie hätten zum Beispiel die chemische Zusammensetzung des Gesteins, das die Fossilien umgibt, untersucht, sagte Randall Irmis, Kurator für Paläontologie im National History Museum von Utah und Mitautor der Studie, laut einer Mitteilung der Universität von Utah. Dabei hätten sie nach Anzeichen dafür gesucht, dass Umweltbedingungen so viele Tiere dorthin geführt hätten. "Als wir feststellten, dass dies nicht der Fall war, konzentrierten wir uns auf die möglichen biologischen Gründe."

Die Forscher erstellten ein farbiges, hochauflösendes Modell der Fundstelle. "Ein 3-D-Modell würde es uns ermöglichen, die Art und Weise zu untersuchen, wie diese großen Fossilien zueinander angeordnet waren, ohne die Möglichkeit zu verlieren, Knochen für Knochen zu untersuchen", sagte Neil Kelley, Hauptautor der Studie. Das Modell ermöglichte den Forschern einen klaren Überblick. So erkannten sie auch, dass die Gruppen von Ichthyosauriern in verschiedenen fossilen Schichten lagen. Die Tiere waren also über mindestens Hunderttausende, wenn nicht Millionen von Jahren hinweg an diesen Ort gekommen.

Die Forscher schließen daraus: Die Reptilien hatten diese Gewässer offenbar in großen Gruppen zum Gebären aufgesucht - und waren dann zwischen diesem Ort und einer Fressstätte hin- und hergependelt. Offenbar gab es in dieser Umgebung nur wenige Raubtiere, sodass die Neugeborenen sicher zur Welt kommen konnten. Gruppenwanderungsverhalten sei zudem typisch für Wirbeltiere im Meer, wie zum Beispiel für Bartenwale. Warum an der Gebärstelle so viele Tiere verendet sind, ist unklar.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusPaläontologie
:Fälschungsvorwürfe unter Forschern

Melanie During und Robert DePalma kommen in ihren Studien beinahe zeitgleich zu dem Ergebnis, dass die Dinosaurier im Frühling ausgestorben sind. Zufall? During glaubt nicht daran - und wirft ihrem Kollegen Täuschung vor.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: