Derya Sert wollte unbedingt selbst ein Kind zur Welt bringen. So stark war ihr Wunsch, dass sich die Türkin mit nur 23 Jahren einer waghalsigen Operation unterzog: Sie war im August 2011 die erste Frau weltweit, der ein fremder Uterus erfolgreich eingepflanzt wurde. Sert fehlte das Organ von Geburt an. Doch trotz der Pioniertat wurde ihr Kinderwunsch lange nicht erfüllt. Sie erlitt zwei Fehlgeburten, deren Ursachen nie vollständig ergründet wurden. Erst jetzt, fast neun Jahre nach der Transplantation, brachte die nunmehr 32-Jährige einen Sohn zur Welt.
Ein halbes Jahrzehnt habe ein Team mehrerer Fachleute an diesem Baby gearbeitet, sagte Mustafa Bahçeci, der Inhaber einer Fertilisationsklinik in Antalya, gegenüber dem türkischen Nachrichtenportal T24. Seine Klinik habe eng mit dem Reproduktionsmediziner Ömer Özkan von der Akdeniz-Universität zusammengearbeitet. Das Kind, das nach diesem Arzt Ömer genannt wurde, kam bereits am 4. Juni zur Welt, doch die Klinik machte seine Geburt erst jetzt bekannt. Im Anschluss an die Niederkunft wurde Derya Sert die gespendete Gebärmutter wieder entfernt. Sert brauche sie nicht mehr, hieß es, und wolle deshalb auch die Medikamente nicht mehr nehmen, die die Abstoßung des fremden Organs verhindern.
Organtransplantation:Untersuchung zu Lungenspenden in Wien
Laut einer Kommission ist bei der Vergabe von Spenderlungen an einem Wiener Krankenhaus alles rechtmäßig verlaufen. Mediziner hatten schwere Vorwürfe erhoben.
Der kleine Ömer ist nicht das erste Baby, das in einer gespendeten Gebärmutter ausgetragen wurde. Weltweit sind in den vergangenen Jahren mehrere Babys aus transplantierten Uteri geboren worden. Das erste kam im Jahr 2014 in Schweden zur Welt. Dort wurde allerdings - anders als 2011 in der Türkei - keine Spende einer Hirntoten verwendet, sondern eine Gebärmutter von einer lebenden Frau. Ärzte bevorzugen oft diese Methode, weil die Operation besser planbar und die Organe vitaler sind als die von Hirntoten; Spenderinnen sind dann häufig die Mütter der Patientinnen.
Auch in Tübingen kamen im vergangenen Jahr zwei Babys aus transplantierten Uteri von lebenden Spenderinnen zur Welt, nachdem zwischenzeitlich mindestens eine Gebärmutter erfolglos verpflanzt worden war und wieder entfernt werden musste. Während manche Ärzte die Möglichkeit der Uterus-Transplantation als eine wunderbare Chance sehen, den Kinderwunsch von Frauen zu erfüllen, gibt es auch kritische Stimmen von Medizinern und Ethikern - vor allem, was die Lebendspende betrifft. Denn die Entnahme eines Uterus ist für die Spenderin eine schwerwiegende Operation. Und wenn am Ende doch kein Baby entsteht, weil die Operation oder die Schwangerschaft nicht erfolgreich verlaufen, ist das für alle Beteiligten zusätzlich eine schwere psychische Belastung.