Reichtum:Geld macht nicht glücklich, nur zufrieden

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Mehr Geld bedeutet nicht mehr Glück - ab 75.000 Dollar Jahresgehalt ändert sich da nichts mehr. Doch Reichtum wirkt sich durchaus auf unser Befinden aus.

Sebastian Herrmann

Macht Geld nun glücklich oder nicht? Diese Frage wird immer wieder gestellt und die Antwort hängt davon ab, was mit dem Wort "glücklich" genau gemeint ist.

Das emotionale Wohlbefinden steigt ab einem Einkommen von mehr als 75.000 US-Dollar nicht mehr an. (Foto: Reuters)

Wird dieser Zustand als "generelle Zufriedenheit mit dem eigenen Leben" definiert, dann zeigt sich eine starke Korrelation mit dem Einkommen: Je mehr Geld ein Mensch zur Verfügung hat, desto eher ist er mit seinem Leben zufrieden.

Fragen Psychologen ihre Probanden aber nach dem aktuellen emotionalen Wohlbefinden, dann hat das Zusammenspiel von Geld und Glück eine Grenze.

Der Psychologe und Wirtschafts-Nobelpreisträger Daniel Kahnemann sowie der Ökonom Angus Deaton von der Universität Princeton beziffern diese Grenze für die USA mit einem jährlichen Haushaltseinkommen von 75.000 Dollar (58.000 Euro). Ein noch höheres Einkommen mache zwar zufriedener, aber nicht automatisch glücklicher, schreiben die Forscher im Fachjournal PNAS (online).

Kahnemann und Deaton werteten die Daten von mehr als 450.000 Fragebögen aus, die US-Bürger in den Jahren 2008 und 2009 beantwortet hatten.

Die Teilnehmer der Studie bewerteten darin ihre allgemeine Lebenszufriedenheit. Außerdem gaben die Befragten eine Einschätzung ihres "emotionalen Wohlbefindens" ab. Darunter verstehen die Forscher alltägliche Erfahrungen, etwa wie häufig und wie stark jemand Freude, Stress, Traurigkeit, Ärger und andere Gefühle erlebt.

Die Auswertung zeigte, dass die Menschen ihre allgemeine Zufriedenheit höher einstuften, wenn sie mehr verdienten. Dabei nahm die Zufriedenheit mit dem Einkommen stetig zu.

Das emotionale Wohlbefinden jedoch stieg bei einem Einkommen von mehr als 75.000 US-Dollar nicht mehr an. "Wir folgern daraus, dass Geld Lebenszufriedenheit kauft, aber kein Glück", schreiben Kahnemann und Deaton.

Die Studie zeige allerdings nicht, dass wohlhabende Menschen nicht glücklich darüber wären, wenn ihre Einkommen von 100.000 auf 150.000 Dollar anstiegen.

Sie zeige nur, dass von einer Einkommensgrenze an das emotionale Wohlbefinden durch andere Faktoren der Lebensumstände beeinflusst werde. Bei armen Menschen stellten die Forscher fest, dass diese schlechte Erfahrungen wie Scheidungen, Krankheit oder Einsamkeit stärker negativ empfinden als wohlhabende Menschen.

© SZ vom 07.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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