Süddeutsche Zeitung

Regierung in der Kritik:Australien streicht Verweise auf Klimaschäden in UN-Bericht

  • Die Studie wurde am Donnerstag von der Unesco, dem UN-Umweltprogramm und einem Wissenschaftlerverband veröffentlicht. Sie dokumentiert, wie sich der Klimawandel auf wichtige Touristenziele auswirkt.
  • Auch das Great Barrier Reef und zwei weitere Reiseziele in Australien hätten genannt werden sollen.
  • Die australische Regierung ließ die Erwähnungen aus Sorge um den Tourismus streichen. "Extrem verstörend" nennen Wissenschaftler und Aktivisten das Vorgehen.

Australien hat aus einem Bericht der Vereinten Nationen zu Auswirkungen des Klimawandels alle Erwähnungen australischer Orte streichen lassen. Das berichten die Nachrichtenagentur AFP und die britische Zeitung The Guardian. Der Grund sei die Sorge um mögliche negative Auswirkungen auf den Tourismus.

Im Entwurf der Studie mit dem Titel "Welterbe und Tourismus in einem sich ändernden Klima" gab es Verweise auf bedrohte Orte in insgesamt 29 Ländern. Als das australische Umweltministerium feststellte, dass das von einer massiven Korallenbleiche befallene Great Barrier Reef und zwei weitere australische Reiseziele aufgeführt werden sollten, legte es Protest ein und ließ die Erwähnungen streichen.

Als Grund wurde genannt, dass der Welterbe-Status der betroffenen Orte sowie die Auswirkungen des Klimawandels vermengt würden, was dem Tourismus schaden könne. In der Begründung wurde auch darauf hingewiesen, dass das Welterbekomitee der Unesco erst vor wenigen Monaten beschlossen hatte, das Great Barrier Reef nicht auf die Rote Liste der gefährdeten Naturstätten zu setzen. Allerdings war und ist diese Entscheidung extrem umstritten.

Umweltschützer und Wissenschaftler kritisieren die Aktion

"Sie wollen den Australiern Sand in die Augen streuen, um die Bedrohungen für unsere größten Naturwunder zu verschleiern", klagte Greenpeace-Aktivistin Shani Tager über die Reaktion der Regierung auf den aktuellen Bericht.

Kein anderes Land habe gefordert, dass Abschnitte des Texts gelöscht würden, sagte der an der Studie beteiligte Wissenschaftler Will Steffen. Dass Regierungen Informationen unterdrücken, die ihnen nicht gefielen, habe man vielleicht in der alten Sowjetunion gesehen, sagte Steffen dem Bericht des Guardian zufolge. Aus westlichen Demokratien sei ihm ein solcher Fall bislang nicht bekannt.

Das Great Barrier Reef ist das größte Korallenriff der Welt. Jedes Jahr kommen nach Regierungsangaben mehr als zwei Millionen Menschen zum Tauchen, Schnorcheln und für Bootstouren zu dem Riff. In den vergangenen Monaten hat das Weltnaturerbe wegen ungewöhnlich warmen Wetters jedoch eine beispiellose Korallenbleiche erlebt. Dabei stoßen die Korallen Algen ab, von denen sie ihre Farbe erhalten, und können absterben, wenn der Zustand zu lange anhält. Mehr als 90 Prozent der Korallenstöcke sind von der Bleiche betroffen.

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