Die meisten Innenstädte zählen eher nicht zu den Orten, an denen man sich an heißen Sommertagen gerne aufhält: Hohe Häuser und viel Asphalt sind Ursachen dafür, dass sich Metropolen besonders stark aufheizen, die Temperaturen liegen im Zentrum oft mehrere Grad höher als draußen auf dem Land. Auch nachts kühlen dicht bebaute Gebiete kaum ab, was deren Bewohnern den Schlaf raubt.
Solche Hitzeinseln bereiten Stadtplanern umso mehr Kopfzerbrechen, je weiter der Klimawandel voranschreitet. Und jetzt haben US-Forscher auch noch einen damit verwandten Effekt ausgemacht: In den meisten großen Städten auf der Welt ist es nicht nur heißer, es regnet auch deutlich mehr als im Umland, berichtet ein Team von der University of Texas in Austin in einer Studie.
Darin untersuchten die Wissenschaftler Niederschlagsmuster in mehr als 1000 Städten und deren Umland anhand von Satellitendaten über zwei Jahrzehnte hinweg. In etwa zwei von drei Städten regnet es demnach über das Jahr betrachtet mehr als außerhalb, im Durchschnitt gibt es im Sommer um rund sieben Prozent mehr Regen. Auch die Neigung zu Starkregenereignissen scheint in Metropolen etwas ausgeprägter zu sein, vor allem in Küstenstädten wie Barcelona oder Neapel. Damit steige dort das Risiko für Überschwemmungen, so die Forscher.
Ein weiteres Argument, aufs Land zu ziehen? Nicht unbedingt
Dass viele Städte Regen anziehen, hat zum einen mit dem Hitzeinsel-Effekt zu tun. Die höheren Temperaturen begünstigen feuchtere Luft, die zudem schneller aufsteigt. Hochhäuser verstärken dies, indem sie Strömungen abbremsen und nach oben leiten. „Diese Aufwärtsbewegung begünstigt die Kondensation von Wasserdampf und die Bildung von Wolken“, wird der an der Studie beteiligte Geowissenschaftler Lang Yiang in einer Mitteilung zitiert. Der Begriff Wolkenkratzer ist demnach wörtlich zu verstehen. Zudem könnten Luftschadstoffe aus dem Verkehr die Kondensation und damit Niederschläge verstärken.
Angeführt wird die Liste der Städte, die im Vergleich zum Umland mehr Regen abbekommen, von Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam, gefolgt von Kuala Lumpur und Lagos. In den Tropen sei die städtische Regenanomalie besonders ausgeprägt, so die Forscher, da dort ohnehin bereits recht heiße und feuchte Bedingungen herrschen. Aber auch in vielen anderen Metropolen wie Sydney, Mexiko-Stadt und Houston fanden die Forscher einen starken Zusammenhang. Houston stand erst im Juli großflächig unter Wasser, als Hurrikan Beryl über den Süden der USA hinwegfegte.
In den Satellitendaten fanden sich zudem Hinweise, dass Städte in den vergangenen Jahren immer mehr Regen angezogen haben. Die Wissenschaftler führen das auf die rasche Urbanisierung in vielen Teilen der Welt zurück. Zudem erwärmt sich die Atmosphäre langfristig – und wärmere Luft kann mehr Wasser speichern.
Ist die Studie also ein weiteres Argument, raus aufs Land zu ziehen? Nicht unbedingt, denn die urbane Regenanomalie kann sich laut den texanischen Forschern auch noch in einigem Abstand bemerkbar machen. Vor allem sehr heftige Regengüsse werden demnach zwar von den Städten ausgelöst, kommen dann aber etwas verzögert auf der windabgewandten Seite der Metropolen runter. Eine kleine Rache am Speckgürtel sozusagen.