Süddeutsche Zeitung

Reaktionen auf Klimavertrag:Obama: "Wendepunkt für die Welt" - dank Amerika

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Der lang umkämpfte Weltklimavertrag steht. Weltweit äußern sich Politiker und Umweltaktivisten bewegt und glücklich.

Die lang ersehnte Einigung beim Weltklimagipfel in Paris steht: Delegierte aus rund 200 Nationen verständigen sich auf ein Papier, das die Abkehr vom Einsatz fossiler Brennstoffe und eine Begrenzung der Erderwärmung vorsieht. Das Abkommen habe historische Dimensionen, sagt der französische Außenminister Laurent Fabius unter tosendem Applaus der Gipfel-Teilnehmer. Erstmals hätten sich arme und reiche Staaten gemeinsam darauf verständigt, gegen steigende Emissionen und damit die gefährliche Erderwärmung vorzugehen. Reaktionen im Überblick.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): "Mit dem heute verabschiedeten Klimavertrag hat sich zum ersten Mal die gesamte Weltgemeinschaft zum Handeln verpflichtet - zum Handeln im Kampf gegen die globale Klimaveränderung. Ungeachtet der Tatsache, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, ist dies ein Zeichen der Hoffnung, dass es uns gelingt, die Lebensbedingungen von Milliarden Menschen auch in Zukunft zu sichern."

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD): "Ich bin sehr froh über das, was wir hier erreicht haben. Das ist das erste Klimaabkommen, bei dem alle Staaten mitmachen: Industrieländer, Schwellenländer und die Länder des Südens haben sich verpflichtet, ihre klimaschädlichen Gase zu mindern. Dieser Klimagipfel hat sein Ziel erreicht - trotz aller Schwierigkeiten. Das ist ein historischer Erfolg, über den ich sehr froh und erleichtert bin. Paris ist nicht das Ende, sondern der Anfang eines langen Weges, auf den die Weltgemeinschaft sich geeinigt hat. Ich bin zurückhaltend mit großen Worten. Aber heute kann ich sagen: Wir haben hier zusammen Geschichte geschrieben."

US-Präsident Barack Obama: Der amerikanische Präsident lobt das Pariser Abkommen als "stark" und "historisch". Es könne ein "Wendepunkt für die Welt" sein, sagte Obama im Weißen Haus in Washington. Mit der Einigung hätten die Teilnehmer von 195 Staaten "gezeigt, was möglich ist, wenn die Welt zusammensteht". Zugleich mahnte er, der Vertrag sei nicht perfekt. Selbst wenn alle anfänglichen Zielsetzungen erfüllt würden, sei das Problem noch nicht gelöst. "Wir können daher nicht selbstzufrieden sein", so Obama.

US-Republikaner: Weit weniger euphorisch als der Demokrat Obama bewerten US-Republikaner das Pariser Abkommen. Die Einigung werde nach der Präsidentschaftswahl 2016 "in den Schredder" gehen, sagte der Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell. Mit seiner Unterstützung für das Abkommen schreibe der Präsident "Schecks aus, die er nicht einlösen kann und trampelt über die Mittelschicht hinweg". Der republikanische Senator James Inhofe mutmaßt, die Regierung werde das Abkommen als Vorwand nehmen, für alle Sektoren der US-Wirtschaft Emissionsziele vorzugeben.

Al Gore, Ex-US-Vizepräsident: "Unsere Enkel werden einmal über die menschliche Zivilcourage zur Lösung der Klimakrise nachdenken. Und dann werden sie auf den 12. Dezember 2015 schauen als den Tag, an dem die Weltgemeinschaft endlich die Entscheidung traf, zu handeln."

Greenpeace-Chef Kumi Naidoo: "Manchmal scheint es, dass die Staaten der Vereinten Nationen sich auf nichts einigen können. Aber nun sind fast 200 Länder zusammengekommen und haben einen Deal gemacht. Heute hat die Menschheit sich einem gemeinsamen Ziel verschrieben. Doch nun kommt es darauf an, was nach dieser Konferenz geschieht. Das Abkommen von Paris ist nur der erste Schritt auf einem langen Weg.

Regine Günther, WWF Deutschland: "Der COP-Präsident Laurent Fabius hat den Vertrag über die Ziellinie gebracht. Paris hat geliefert. Es wird erstmals eine Architektur aufgesetzt, bei der sich alle Staaten gemeinsamen, transparenten Zielen und Regeln unterwerfen, um den Klimawandel zu bekämpfen. Der internationale Klimaschutz hat einen großen Sprung nach vorn gemacht."

Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbund Deutschland (Nabu), wertet das Abkommen als positives Signal. Noch klaffe aber eine Lücke zwischen Anspruch und Realität. "Wenn die Klimaziele, wie vorgesehen, erst 2023 überprüft und nachgeschärft werden, ist das eindeutig zu spät, um wieder auf den Pfad der Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu kommen".

Hubert Weiger, Vorsitzender Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): Die Welt habe mit dem Abkommen ein "Instrument, das den Klimaschutz stärkt". Doch liefere der Vertrag keine angemessenen Antworten auf die Klimakrise. "Das Paris-Abkommen befreit die Welt nicht von ihrer Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas."

Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), spricht von einem großen Erfolg - "trotz aller Schritte, die noch zu gehen sind". "Dass sich praktisch die ganze Welt verpflichtet, die notwendigen Reduzierungen in der CO2-Emission vorzunehmen, so dass der Klimawandel auf unter zwei Grad Celsius begrenzt werden kann und dass sogar als Ziel die Begrenzung auf 1,5 mit aufgenommen ist, ist ein historischer Schritt."

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