Raumstation ISS:Columbus dockt an

Nach jahrelangem Warten verfügt Europa jetzt über ein eigenes Forschungslabor im All. Der deutsche Astronaut Hans Schlegel beaufsichtigte von innen die Montage der Columbus.

Nach jahrelangem Warten hat das europäische Weltraumlabor Columbus seinen Platz an der Internationalen Raumstation ISS gefunden. Das 13 Tonnen schwere Labor wurde am späten Montagabend (MEZ) von einem riesigen Roboterarm aus der Raumfähre Atlantis gehoben und an seinen Platz an der ISS transportiert.

Raumstation ISS: Das Columbus Modul wird mit einem Roboterarm von der Atlantis gehoben, um an der ISS angekoppelt zu werden.

Das Columbus Modul wird mit einem Roboterarm von der Atlantis gehoben, um an der ISS angekoppelt zu werden.

(Foto: Foto: AP)

"Columbus ist jetzt offiziell Teil der ISS", sagte ein Sprecher der US-Weltraumbehörde Nasa. An diesem Dienstag wird der Franzose Léopold Eyharts erstmals das Labor betreten und die Systeme für Strom und Wasser hochfahren. Für die europäische Raumfahrt beginnt damit ein neues Kapitel.

"Gute Arbeit geleistet", sagte ein Nasa-Sprecher zu den beiden US-Astronauten, die in einem fast achtstündigen Außeneinsatz bei der Installation von Columbus die "Feinarbeit" leisteten. Der Deutsche Hans Schlegel, der wegen gesundheitlicher Probleme ausgefallen war, musste allerdings zuschauen. Er soll jedoch bei einem weiteren "Weltraumspaziergang" am Mittwoch mit dabei sein.

Columbus ist der wichtigste europäische Beitrag zur Internationalen Raumstation. Das in Bremen gebaute, 880 Millionen Euro teure Labor soll zehn Jahre lang das Verhalten von Stoffen, Einzellern und wirbellosen Tieren in der Schwerelosigkeit untersuchen. Bislang waren vor allem Amerikaner und Russen an der Raumstation fast 400 Kilometer über der Erde beteiligt.

Wissenschafter bezeichneten das Labor als Juwel: Es enthält insgesamt sieben Nutzlastschränke für die Forschung, die Untersuchungen reichen von der Medizin bis zu Materialforschung und der Grundlagenphysik von Flüssigkeiten.

"Columbus ist in der Neuen Welt angekommen", meinte ein Nasa-Manager. Zuvor hatten die beiden US-Astronauten Stanley Love und Rex Walheim Columbus unter anderem mit Elektrokabeln verbunden. Ihr Ausstieg dauerte 7 Stunden und 44 Minuten und war damit ungewöhnlich lang.

Schlegel, der nach US-Medienberichten an Unwohlsein ähnlich einer Seekrankheit litt, geht es inzwischen besser. Eine Vertreterin der Europäischen Weltraum-Organisation (Esa) im Nasa-Kontrollzentrum Houston (Texas) sagte am Montag, Schlegel werde aller Voraussicht nach an einem für Mittwoch geplanten zweiten Außenbordeinsatz teilnehmen können. Dabei geht es um die Installation eines neuen Stickstofftanks für das äußere Kühlsystem der ISS.

Ursprünglich sollte Columbus bereits im Jahr 2004 ins All. Wegen der Katastrophe der Raumfähre Columbia wurden aber alle Flüge über mehrere Jahre eingestellt. Dann war der Start am 6. Dezember 2007 vorgesehen, musste aber wegen defekter Tanksensoren immer wieder verschoben werden.

Das Columbus-Labor selbst wird nicht von der Nasa, sondern vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen bei München kontrolliert. 75 Wissenschaftler und Ingenieure steuern die europäischen Aktivitäten auf der ISS. Oberpfaffenhofen koordiniert das wissenschaftliche Programm von Forschungszentren in ganz Europa und steuert die technischen Systeme des Labors von der Heizung bis zur Luft- und Wasserversorgung.

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