Raumstation ISS:Abschied vom Außenposten?

Nach dem Absturz eines Versorgungsraumschiffs hat Russland den nächsten bemannten Flug von der Internationalen Raumstation ISS offiziell verschoben. Ein Teil der Crew muss länger als geplant im All bleiben. Die USA stellen bereits den Fortbestand der Station in Frage.

Alexander Stirn

Nach dem Absturz einer russischen Frachtrakete vom Typ Sojus gerät der Zeitplan für die Nutzung der Internationalen Raumstation ISS durcheinander. Ein Teil der sechsköpfigen Crew soll zunächst länger im All bleiben. Und in den USA gibt es bereits Überlegungen, die Station komplett aufzugeben - sofern die Russen nicht schnell mit einer überzeugenden Erklärung für den Unfall am vergangenen Mittwoch aufwarten.

Astronauten muessen wegen Sojus-Absturz laenger im All bleiben

Der Sojus-Unfall gefährdet die Zukunft der ISS

(Foto: dapd)

Ersten Erkenntnissen zufolge brach knapp sechs Minuten nach dem Start der Druck in einem Tank der dritten Raketenstufe zusammen - offenbar wegen eines defekten Gasgenerators, wie eine Untersuchungskommission am Montag mitteilte. Die Sojus stürzte ab - und mit ihr 2,6 Tonnen Fracht für die ISS.

Nachschub und Versorgungsgüter sind allerdings nicht das Problem der ISS; die Lager sind gut gefüllt. Sorgen bereitet vielmehr, dass die bemannten Sojus-Raketen eine weitgehend baugleiche Oberstufe benutzen. Die Russen haben daher alle Flüge ausgesetzt - darunter auch den für den 22. September geplanten Start der nächsten ISS-Crew. Für drei der sechs Astronauten an Bord bedeutet dies, dass sie länger im All bleiben müssen. Ihr für den 8. September geplanter Rückflug wurde um elf Tage verschoben.

Beliebig lang kann die Crew allerdings nicht in der Umlaufbahn bleiben: Aus Sicherheitsgründen dürfen die beiden dreisitzigen Sojus-Kapseln, die die Astronauten zurück zur Erde bringen sollen, nur maximal 210 Tage an die ISS angedockt bleiben. Die Garantiezeit für die erste Kapsel läuft Ende Oktober ab, die der zweiten im Januar. Da die Astronauten jedoch nicht im Winter in der kasachischen Steppe landen sollen, werde derzeit ein Rückflug Mitte November angepeilt, sagt Michael Suffredini, ISS-Programmmanager bei der Nasa. Sollten die bemannten Sojus-Flüge bis dahin nicht wieder aufgenommen werden können, müsste die ISS unbemannt im All zurückgelassen werden.

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