Raumsonde "New Horizons":Nasa findet Gletscher und Eisvulkane auf Pluto

Kryovulkane, Stickstoffgletscher, Bergmassive: Raumsonde "New Horizons" liefert die bislang schärfsten Bilder von Pluto. Eine seltsame Welt am Rande des Sonnensystems.

Von Marlene Weiß

Pluto, im Jahr 2006 zum Zwergplaneten degradiert, mag kleiner als die echten Planeten im Sonnensystem sein, aber unterschätzen sollte man ihn nicht. Das zeigen fünf Artikel, die am Donnerstag im Magazin Science erschienen. Sie berichten über erstaunliche Beobachtungen, welche die Nasa-Sonde New Horizons bei ihrem Vorbeiflug im Sommer 2015 machte.

So beschreibt eine Forschergruppe um Jeffrey Moore von der Nasa die Geologie von Pluto und seinem großen Mond, Charon. Demnach sichtete die Sonde auf Pluto ein riesiges Becken, dessen Boden von einer dicken Eisschicht bedeckt ist. Ringsherum fließen eine Art Gletscher, große Eisblöcke werden umgewälzt. Rätselhafter, schreiben die Forscher, seien große Hügel mit Vertiefungen in der Mitte - möglicherweise Reste von "Kryovulkanen", die keine Lava spucken, sondern Eis und andere Materialien.

Sowohl auf Pluto als auch auf seinem Mond Charon finden sich zudem viele Krater. Aus deren Verteilung schließen die Forscher, dass Plutos Oberfläche schon kurz nach Ende der Ära vor etwa vier Milliarden Jahren entstand, die das "Große Bombardement" genannt wird. Damals prasselte auf die inneren Planeten ein Asteroidenschauer ein, während sich das äußere Sonnensystem womöglich neu sortierte.

2019 erreicht die Sonde einen Himmelskörper im Kuiper-Gürtel

Zwei weitere Studien befassen sich mit Plutos Oberfläche und seinen vier kleineren Monden. In einer vierten Studie untersuchen Forscher um Frances Bagenal von der University of Colorado, wie Pluto seine Umgebung im All beeinflusst. Demnach bläst der Sonnenwind, ein von der Sonne ausgehender steter Strom geladener Teilchen, überraschend ungestört an Pluto vorbei: Gerade einmal über die Distanz von sechs Pluto-Radien warf Pluto eine Art Sonnenwindschatten, in größerer Entfernung war nichts mehr zu merken.

Das könnte auch an Plutos Atmosphäre liegen: Laut der fünften Science-Studie, deren Leitautor Randall Gladstone vom Southwest Research Institute in Texas ist, ist vor allem der äußere Bereich ungewöhnlich kalt und kompakt, mit wenig Austausch Richtung All. Allerdings sind die Forscher nicht sicher, ob das immer so ist, oder nur in dem Moment, in dem New Horizons vorbeikam.

Diese Frage wird nicht leicht zu beantworten sein - weitere Besuche bei Pluto stehen vorerst nicht an. New Horizons hält derzeit Kurs auf 2014 MU69, ein etwa 45 Kilometer breiter Brocken im Kuiper-Gürtel, der Region am Rande des Sonnensystems. 2019 soll die Sonde dort ankommen. Ob es auch Geld für Messungen dort geben wird, ist noch offen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: