Süddeutsche Zeitung

Raumfahrt:Weltraumteleskop "Tess" zur Planetensuche ins All gestartet

  • Wie sein Vorgänger Kepler soll der Satellit Tess nach unbekannten Planeten suchen.
  • Seine Messgeräte sollen rund 85 Prozent des gesamten Himmels abscannen.

Von Patrick Illinger

Die Jagd nach fernen Planeten, nach möglichen zweiten Erden in anderen Sternensystemen des Alls, vielleicht sogar außerirdische Lebensräumen, kann weitergehen. Nachdem die Raumsonde Kepler vor einigen Wochen aufgrund des zur Neige gegangenen Treibstoffs aufgegeben werden musste, ist nun ein Nachfolger gestartet. In der Nacht zum Donnerstag hob die Sonde TESS von Cape Canaveral in Florida aus an Bord einer Falcon-9-Rakete der Firma SpaceX ab. Die Solarpanele sind bereits aufgefaltet, und der Späher ist derzeit unterwegs zum Mond, in dessen Schwerefeld er Schwung holen soll, um seinen endgültigen Orbit zu erreichen. Dort angekommen, wird TESS die Erde alle 13,7 Tage umrunden und dabei mit Weitwinkelkameras ständig hochauflösende Bilder aus dem All schießen.

Die Existenz ferner Planeten wird TESS an charakteristischen Helligkeitsschwankungen von Sternen erkennen. Diese entstehen, wenn ein Exoplanet auf seiner Bahn vor seinem Zentralgestirn vorüber zieht und diesen etwas verdunkelt. Solche Helligkeitsschwankungen, Transits genannt, sind zum Teil winzig, aber mit empfindlichen Messgeräten lassen sie sich aufspüren. Die überwiegende Zahl der heute insgesamt 3700 bekannten Exoplaneten wurde mit dieser Nachweismethode aufgespürt. Auch die Raumsonde Kepler, die in den vergangenen Jahren rund 2700 Exoplaneten entdeckt hatte, nutzte sie.

TESS wird sich besonders auf rund 200 000 vergleichsweise helle und nahe Sterne in Entfernungen zwischen 30 und 300 Lichtjahren spezialisieren. Der NASA-Projektleiter Stephen Rinehart spricht von einer "neuen Ära der Exoplanetenforschung."

Astrophysiker erwarten, dass TESS Tausende neuer Sternensysteme im All aufspüren wird. Seine Messgeräte sollen rund 85 Prozent des gesamten Himmels abscannen. TESS wird sich allerdings vorwiegend auf die Entdeckung der neuen Sternensysteme beschränken. Diese genauer zu vermessen, um beispielsweise die Existenz von Wasser, Sauerstoff oder gar komplexeren, womöglich biologisch relevanten Molekülen nachzuweisen, wird dem James Webb Teleskop (JWST) überlassen bleiben. Dieses Milliarden Dollar teure, mehr als sechs Tonnen schwere Weltraumteleskop wird seit mehr als 15 Jahren entwickelt und sollte bereits 2014 starten. Doch die Kosten waren aus dem Ruder geraten, und das Projekt wäre beinahe gestoppt worden. Nun soll das JWST frühestens in zwei Jahren starten. Bis dahin dürfte TESS eine beträchtliche Zahl spannender Kandidaten für extraterrestrisches Leben aufgespürt haben.

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