Die Radarschüssel in der Eifel gilt als wichtiges Werkzeug gegen den Schrott, Raumfahrtagenturen aus aller Welt nutzen sie. Der geräumige Kontrollraum, in dem die Mitarbeiter vor Computern sitzen, erinnert an einen Flughafentower. Erspäht die Anlage ein Stück Schrott im All, zeigt ein Bildschirm dessen Koordinaten, auf einem anderen erscheint ein Livebild. So sehen Techniker sofort, ob ein ausgefallener Satellit unkontrolliert taumelt - oder sogar auseinandergebrochen ist.
Was sonst noch mit dem Radar gemacht wird, darf man nicht verraten. Man könne nicht alles erzählen, was hinter dem hohen Zaun der Anlage gemacht werde, heißt es. Schließlich werde das Radar auch für militärische Aufgaben genutzt. Bekannt ist, dass sich das US-Militär sehr für Weltraumschrott interessiert. Es führt akribisch Buch über alle Teilchen der irdischen Trümmerwolke. Dieser Katalog wird allen Raumfahrtnationen kostenlos zu Verfügung gestellt. Droht ein Zusammenstoß, rufen die Amerikaner auch mal in einem Kontrollraum in Übersee an. Jedoch teilt das Pentagon nicht alle Informationen. Die Positionen geheimer Satelliten des eigenen Militärs und der Geheimdienste werden nicht veröffentlicht, auch wenn es sich um ausgediente Späher handelt.
Für die Kollisionswarnungen der Amerikaner sind Techniker am Boden trotzdem dankbar. Völlig verlassen können sie sich auf die Hinweise aber nicht. Bis heute sind die Bahnen vieler kleiner Trümmerteile nicht genau bekannt. So lässt sich oft nur eine grobe Wahrscheinlichkeit für eine Kollision berechnen - und die ist meist sehr klein. "Bei vielen Kollisionswarnungen halten wir meist besser still, statt mit dem Satelliten auszuweichen", sagt ein Ingenieur.
In den Kontrollräumen herrscht also das Prinzip Hoffnung. So wundert es wenig, dass Raumfahrtagenturen die Chancen im kosmischen Glücksspiel verbessern möchten. Schließlich kostet ein einzelner Satellit Millionen Euro, jeder Ausfall ist ein wirtschaftliches Debakel. Schon länger arbeiten Forscher daher an einer besseren Überwachung des Erdorbits. In den kommenden vier Jahren lässt das US-Militär etwa einen neuen "Space Fence" errichten. Gemeint ist die nächste Generation ihres Überwachungssystems, bestehend aus Radarstationen für 1,5 Milliarden Dollar. Bisher kann Amerika nur Teile von der Größe eines Tennisballs erkennen, künftig soll auch Schrott auf dem Radar auftauchen, der so groß ist wie ein Tischtennisball. Außerdem soll vor drohenden Kollisionen genauer gewarnt werden. Auch die 50 Jahre alte Anlage in der Nordeifel soll verbessert werden: Bisher kann das Radar nur einzelne Objekte am Himmel verfolgen, oder aber einen winzigen Himmelsausschnitt überwachen.
Geplant ist nun das 25 Millionen Euro teure "German Experimental Space Surveillance and Tracking Radar" (Gestra). Es verwendet keine schwere große Antenne mehr, sondern zahlreiche kleine. Wie viele kleine Taschenlampen können sie entweder auf mehrere einzelne Objekte gerichtet werden - oder einen großen Himmelsausschnitt ausleuchten.