Raumfahrt-Visionär:Jesco von Puttkamer ist tot

Jesco von Puttkamer

Jesco von Puttkamer: Der Nasa-Experte erprobt 1974 einen Skylab-Raumanzuges in Huntsville, USA

(Foto: dpa)

Der deutsch-amerikanische Luftfahrtingenieur Jesco von Puttkamer hat bei der Nasa schon das Apollo-Mond-Programm erlebt. Bis zuletzt war er als dienstältester Mitarbeiter für das Mond- und Marsprogramm mitverantwortlich. Im Alter von 79 Jahren ist der Forscher und Publizist unerwartet gestorben. Nicht nur die Raumfahrt, auch die Science-Fiction-Branche hat einen Visionär verloren.

Jesco Freiherr von Puttkamer war so etwas wie das Gehirn und eines der bekanntesten Gesichter der Nasa. Jetzt ist der Ingenieur, Forscher, Publizist und Berater tot. Von Puttkamer sei am Donnerstag im Alter von 79 Jahren gestorben, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Johann-Dietrich Wörner. Von Puttkamer starb nach Angaben aus Nasa-Kreisen an Herzversagen. Wörner nannte von Puttkamer einen "großen Kämpfer für die bemannte Raumfahrt".

"Der Mond war sein großes Lebensthema, der Mars seine große Zukunftshoffnung", sagte der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung, Peter Hintze (CDU), in einer ersten Reaktion. "Die deutsche Raumfahrt trauert mit dem amerikanischen Volk um einen genialen Raumfahrt-Ingenieur und begnadeten Vermittler von Raumfahrt-Themen."

Er war der dienstälteste Nasa-Mitarbeiter

Von Puttkamer, seit 1967 US-Bürger, war der dienstälteste Mitarbeiter der Nasa. An Ruhestand schien er nicht gedacht zu haben und auch mit fast 80 war er von der Raumfahrt begeistert - und begeisterte andere. Mit seinen vollen grauen Haaren und dem markanten Schnurrbart reiste er um die Welt in Sachen Wissenschaft. Viele Bilder zeigen ihn im Raumanzug - dabei war er selbst nie da, wo seine Gedanken ständig waren: im All.

Erst Ende November sprach er in Aachen in seiner Tätigkeit als Honorarprofessor enthusiastisch über das nächste große Ziel der Raumfahrt, den Flug zum Mars, etwa um das Jahr 2035. "Da schicken wir Vorräte los und eine kleine Experimentalfabrik." Zwei Jahre später sollten Menschen folgen. Die Reise werde zwar sieben Monate dauern, aber: "Die Landung auf dem Mars ist keineswegs eine Landung auf einem Alien-Planeten." Das sei wie die Heimkehr in eine Welt, die die Astronauten durch die Forschung bereits kennen.

Visionär und Manager

Von Puttkamer war Visionär und nicht umsonst stand auch Manager auf seiner Visitenkarte. Schließlich musste auch er die Öffentlichkeit und vor allem den US-Kongress als Geldgeber der Nasa immer wieder von der Bedeutung der Milliardenprojekte überzeugen. Der selbst von seiner Mission überzeugte Freiherr versuchte das auf allen Kanälen, trat im Fernsehen auf, sprach auf Kongressen, schrieb Bücher, selbst Kurzgeschichten - und kritisierte immer wieder die Zögerlichkeit der Politik in Sachen Raumfahrt.

So warf er den Deutschen vor gut 20 Jahren mangelnden Pioniergeist vor. Damals nach dem Fall der Mauer, habe Deutschland eine "ideale Ausgangsposition" als Brückenbauer zwischen der "raffinierten westlichen Raumfahrttechnologie" und der "robusten, einfachen sowjetischen Raumfahrt" gehabt. Doch das Potenzial werde nicht genutzt, Deutschland verpasse seine Chancen.

"Weltraum - Das Abenteuer Menschheit hat gerade erst angefangen"

Puttkamers Wurzeln waren urdeutsch: In Leipzig geboren, entstammte er dem alten pommerschen Adelsgeschlecht von Puttkamer. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte er in der Schweiz. Bald ging er nach Deutschland zurück. Und 1962 in die USA. Die Nasa wurde damals vom Raketeningenieur Wernher von Braun dominiert, und Deutsche traf man in der Raketenschmiede in Huntsville, Alabama, an jeder Ecke. Das Apollo-Mondprogramm, das Weltraumlabor Skylab, die revolutionären Space Shuttles - von Puttkamer war überall dabei. Und selbst im Abspann des Star Trek-Films taucht er auf - als Berater.

Raumschiff Enterprise war von der Gedankenwelt des Jesco von Puttkamer gar nicht so weit entfernt. In den vergangenen Jahrzehnten war er für die Zukunftsthemen bei der Nasa zuständig. Begeistert sprach er von den schon bestehenden Projekten: "Mit 16 Nationen auf der Internationalen Raumstation ISS haben wir im All eine Art UN geschaffen." Und noch begeisterter sprach er von Basislagern auf dem Mond, ständigen Forschungsstationen auf anderen Planeten, Touristenflügen ins All - vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber letztlich sei es nur eine Frage der Zeit. Der Schlusssatz in dem Star Trek-Film soll auch von ihm stammen und beschreibt genau die Sichtweise des Jesco von Puttkamer: "Weltraum - Das Abenteuer Menschheit hat gerade erst angefangen".

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