Profil:Rabea Rogge

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Eine nützliche Bekanntschaft verhalf Rabea Rogge zu der Chance, Teil der Mission „Fram 2“ zu werden. (Foto: SpaceX)

28-jährige Elektrotechnikerin, die als erste deutsche Frau ins All fliegen könnte.

Von Theresa Palm

Eine Astronautinnenkarriere lässt sich schwer planen. Die Liste an Voraussetzungen hat es in sich: eine naturwissenschaftliche Ausbildung, nicht zu groß, nicht zu klein, dick oder alt darf man sein, ein Flugschein ist ein Plus; dann die Auswahlrunden der Europäischen Weltraumagentur Esa überstehen, beim Zentrifugentraining nicht versagen – und schließlich abwarten, ob man tatsächlich ausgewählt wird für eine der wenigen Missionen im Weltraum.

Bei Rabea Rogge könnte das ganz anders und vor allem viel schneller gehen: Die 28-jährige Elektrotechnikerin gelangt möglicherweise über Beziehungen ins All, auf einem privat finanzierten Flug. Sie reiht sich ein in die Riege von gut einem halben Dutzend Frauen, die bereits die erste deutsche Frau im All hätten werden sollen.

Eine Begegnung, die im Gedächtnis blieb

Die nützliche Bekanntschaft, die Rogge tatsächlich dorthin bringen könnte, ist Chun Wang, nach eigenen Angaben Krypto-Milliardär. Rogge und Wang haben sich vor etwa einem Jahr auf einem Expeditionstraining in Spitzbergen kennengelernt, wo beide lernten, wie man bei minus 20 Grad überlebt. Dort seien sie ins Gespräch gekommen über eine studentische Satellitenmission, die Rogge geleitet hat. Die Mission gewann einen Wettbewerb der Esa.

Die Begegnung blieb wohl im Gedächtnis, immerhin meldete sich Wang ein halbes Jahr später bei Rogge mit einem Angebot: Er hatte für eine unbekannte Summe einen Weltraumflug von Space-X gekauft und bot ihr einen Platz in der Raumkapsel an.

Rabea Rogge stammt aus Berlin, hat an der ETH Zürich Elektrotechnik studiert und promoviert an der Universität in Trondheim über autonome Boote im arktischen Meer. Die Doktorarbeit pausiert Rogge, um seit Februar in den USA für die Mission „Fram 2“ zu trainieren – so heißt der Flug, den Wang geplant hat. Dort fungiert sie als „Mission Specialist“ und soll für die Forschung verantwortlich sein. Wang selbst wird „Mission Commander“. Keines der insgesamt vier Crew-Mitglieder war schon mal im All.

„Das ist eigentlich ein Touristenflug“

„Sehr viel weniger hängt von Astronauten ab, weil bei der Raumkapsel so viel automatisiert ist“, sagte Rogge tagesschau.de. Gerade trainieren die vier in Kalifornien mit einem Testmodell der Crew Dragon. Ein Studium sei eine gute Grundlage, sagte Rogge weiter, „aber operative Erfahrung und Expeditionen sind viel wichtiger.“ Die hat sie nicht nur in Spitzbergen gesammelt, sondern auch auf einem Schiff vor Westafrika, auf dem sie drei Monate forschte, und mittlerweile auch bei einem Space-X-Training für Extremsituationen in Alaska.

Nicola Winter ist eine der anderen beinahe-ersten deutschen Frauen im All. Seit zwei Jahren wartet die Raumfahrtingenieurin und Eurofighter-Pilotin als Esa-Reserveastronautin auf ihre Chance. Über Rogges geplante Erdumrundungen sagte sie auf Instagram: „Das ist eigentlich ein Touristenflug.“ Die Mission „Fram 2“ soll in einer polaren Umlaufbahn um die Erde kreisen und die Antarktis und Arktis überfliegen. Teil von Rogges Forschungsaufgabe wird wohl sein, Lichtphänomene zu untersuchen, die ähnlich wie Polarlichter als grün-lila Schleier durch die Atmosphäre wabern. Die Astronauten werden Experimente für die Nasa und für Universitäten machen. Außerdem sollen die Raumfahrenden das erste Röntgenbild eines Menschen im Weltall anfertigen – „um die Auswirkungen von Raumfahrt auf den menschlichen Körper zu untersuchen“.

Wann die „Fram 2“-Mission genau starten soll, sagt Space-X bisher nicht öffentlich. Es könnte aber wohl noch in diesem Dezember losgehen. Ein ambitionierter Zeitplan: Für Esa-Missionen trainieren Astronauten zweieinhalb Jahre. Aber vielleicht verhilft Elon Musks Crew-Dragon-Kapsel nun wirklich der ersten deutschen Frau ins All – egal, ob Rogge dort nun Wissenschaft macht oder Sightseeing.

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